Anzeige
HomeNachrichten aus JapanSoziales & LebenDas Metaverse hilft Hikikomori zurück ins reale Leben  

Für einige sind die digitalen Räume der einzige Kontakt zur Außenwelt

Das Metaverse hilft Hikikomori zurück ins reale Leben  

In Japan gibt es ein spezielles Wort für Menschen, die sich größtenteils von der Welt zurückgezogen haben und ihre Wohnung kaum verlassen. Neue virtuelle Räume und die Möglichkeiten des Metaverse sind für Hikikomori eine Chance, wieder mit der Welt in Verbindung zu kommen. Für viele Betroffene sind die Räume der einzige Kontakt in die Außenwelt.

Anzeige

Die Regierung und private Unternehmen bieten verschiedene Dienste an, die den Menschen helfen sollen. Dazu gehören Beratungen und digitale Club-Aktivitäten, sodass die Menschen gemeinsame Interesse entwickeln können. Insgesamt spitzt sich das Problem der sozialen Isolierung aber weiterhin zu. Seit Juni 2022 werden in Kyoto virtuelle Veranstaltungen zweimal in der Woche angeboten, bei denen sich Hikikomori online treffen können. Das Angebot wird sehr gut angenommen.

Das Problem „Hikikomori“ wird größer

Die Menschen werden in den virtuellen Räumen durch Avatare vertreten, die sich an realitätsnahen Orten wie einem Park treffen können. Alle Teilnehmer entwerfen einen eigenen Avatar, der dann für sie interagieren und mit anderen in Kontakt treten kann. Die Veranstalter unterhalten sich mit den Hikikomori über die verschiedensten Themen, wobei oftmals tiefgreifende Probleme an die Oberfläche kommen, die die Betroffenen nicht mit anderen besprechen wollen.

LESEN SIE AUCH:  Tokyo will virtuelle Lernplattform für Kinder starten, die nicht zur Schule wollen

Anzeige

Bei einer Umfrage 2017 in der Präfektur Kyoto kam heraus, dass dort etwa 1.100 Hikikomori leben, von denen weniger als die Hälfte Hilfe bekommen. In der Pandemie verschlimmerte sich die Situation weiter, weswegen die Regierung die virtuellen Räume schuf, sodass sich Betroffene treffen können. Bisher steckt das Projekt noch in den Kinderschuhen und bisher gibt es nur eine kleine Gruppe Teilnehmer, wobei die Altersspanne zwischen Jugendlichen bis hin zu Menschen in den 40-er Jahren reicht. Auch viele administrative Probleme können virtuell geklärt werden, ohne dass die Menschen die Büros der Regierung und Stadtverwaltung besuchen müssen.

Seit 2020 gibt es eine Agentur, die Jobs speziell für Hikikomori vermittelt. Dort sind Stellen in verschiedensten digitalen Bereichen verzeichnet, die alle von zu Hause aus erledigt werden können. Die Menschen verdienen so bis zu 60.000 Yen (etwa 408 Euro) im Monat. Die Agentur Comoly wird von einem ehemaligen Studenten und seinem Jugendfreund geleitet, der selbst nach seinem Studium ein sozialer Einsiedler wurde. Der Anbieter hat aktuell etwa 750 Mitglieder, die sich in virtuellen Räumen treffen und dort auch gemeinsam Partys feiern können.

Hikikomori bekommen online die Chance, wieder mit anderen Menschen zu interagieren
Das Metaverse ist eine Möglichkeit für Hikikomori, die Welt wieder zu entdecken Bild: Kyodo

Einige finden den Weg zurück in die Realität

Der Cooking-Club richtet sich speziell an Frauen, die ihre kulinarische Leidenschaft miteinander teilen. Durch Fotos und Chats können sie sich austauschen. Auch andere Aktivitäten, wie ein Go-Club, in dem Interessierte das Spiel lernen können, gehören zum Angebot. Die virtuellen Angebote helfen einigen Betroffenen wieder zurück in die reale Welt, um wieder an realen Workshops und Veranstaltungen teilnehmen zu können. Diese Projekte werden als Co-Kreationen bezeichnet und erweisen sich als durchaus erfolgreich.

Trotzdem wehren sich die Betreiber von Comoly, dass allein Beschäftigung reicht, um die Menschen wieder in die reale Welt zu führen. Allerdings kann die so erhaltene Unabhängigkeit den Weg für die Menschen erleichtern. Vor allem in ländlichen Regionen bieten leerstehende Häuser eine Möglichkeit für Hikikomori. Es sind die perfekten Orte, um dort zu leben und zu arbeiten, auch wenn sie den Weg zurück in die reale Welt nicht immer schaffen.  

Google News button
Anzeige
Anzeige