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HomeNachrichten aus JapanSoziales & LebenDas Selbstbewusstsein der Generation Y in Japan – gesund oder narzisstisch? 

Zwischen Social Media und den Herausforderungen des Lebens

Das Selbstbewusstsein der Generation Y in Japan – gesund oder narzisstisch? 

Die wirtschaftliche Stagnation Japans in den 1990er-Jahren, bekannt als „verlorene Dekade“, hat die Aussichten für junge Menschen negativ geprägt. Die Generation Y steht vor Herausforderungen hinsichtlich Arbeit, Einkommen und ihrer eigenen Zukunft.

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Trotzdem entwickelte die Generation Y ein starkes Selbstbewusstsein. Viele junge Japaner sind gut ausgebildet, weitreichend informiert und haben hohe Erwartungen an ihre Karriere und ihr Leben. Sie streben danach, ihre Träume zu verwirklichen und der Gesellschaft etwas Gutes zu tun. Sie lassen sich von wirtschaftlicher Unsicherheit nicht entmutigen und suchen nach neuen Wegen, ihre Talente zu entfalten. Im Westen sagt man ihr nach, sie sei eine Generation selbstverliebter „Ich-linge“ Doch stimmt das auch?

„Digital Native“ mittendrin

In der heutigen Ära, in der der Einfluss von Social Media immer weiter zunimmt, ist es von großer Bedeutung, dass wir uns bewusst mit der Art und Weise auseinandersetzen, wie wir und andere unsere Online-Identität präsentieren. Insbesondere die Generation Y, auch bekannt als „Digital Natives“, da sie mit Computern und digitaler Technologie aufgewachsen ist, ist stark von diesem Einfluss betroffen.

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Was bewirkt die konstante Präsenz von Bildern und Beiträgen auf Plattformen wie Instagram, TikTok, das auch in Japan umstritten ist, und Facebook bei uns? Oftmals entsteht der Eindruck, dass andere Menschen ein perfektes und sorgenfreies Leben führen. Dies kann sich negativ auf das eigene Selbstwertgefühl auswirken. Einige Menschen fühlen sich dadurch möglicherweise weniger erfolgreich oder attraktiv, was zu einem Mangel an Selbstvertrauen führen kann und dazu, dass immer mehr junge Menschen in Japan an Selbstmord denken. Gleichzeitig kann jedoch auch das Gegenteil der Fall sein.

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Social Media: Die Brutstätte des Narzissmus

Narzissmus gilt als eine Persönlichkeitsstörung, die durch ein übermäßiges Bedürfnis nach Bewunderung, übertriebene Selbstwahrnehmung und mangelnde Empathie gekennzeichnet ist. In den sozialen Medien kann jeder sein eigenes Image formen und sich in einem positiven Licht präsentieren, um Bewunderung zu ernten. Dabei rückt die eigene Persönlichkeit in den Vordergrund, während das Interesse an anderen Bereichen des Lebens abnimmt. Für viele Nutzer zählen vorwiegend die Anzahl der „Likes“ und positiven Kommentare als Maßstab für ihre Beliebtheit. Dies verstärkt das Verlangen nach Aufmerksamkeit und Bestätigung von anderen, und der Fokus auf die eigene Popularität wird immer größer.

Studien haben gezeigt, dass bei jungen Erwachsenen, die häufig Selfies posten, vermehrt narzisstische Persönlichkeitsmerkmale wie Egozentrik, Rücksichtslosigkeit und eine verringerte Empathie auftreten. Das ständige Posten von Bildern und Beiträgen kann dazu führen, dass Menschen immer stärker auf ihr „virtuelles Ich“ fixiert sind und die Realität aus den Augen verlieren. Das Streben nach einer perfekten Online-Präsenz kann langfristig zu ungesundem Narzissmus führen.

Natürlich sind nicht alle Nutzer von sozialen Medien zwangsläufig narzisstisch. Es gibt viele Menschen, die diese Plattformen aus anderen Gründen nutzen, wie z.B. für den sozialen Austausch oder zur Informationsbeschaffung, ohne selbstbezogene Motive zu haben. Dennoch gibt es zahlreiche Faktoren, die die Entwicklung von narzisstischem Verhalten begünstigen können.

Es ist wichtig, sich der negativen Auswirkungen von Social Media auf die Entwicklung von Narzissmus bewusst zu sein. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Online- und Offline-Welt sowie eine reflektierte Nutzung können dazu beitragen, gesunde Selbstbilder und soziale Beziehungen zu erhalten.

Der Vergleichswahn in den sozialen Medien

In den sozialen Medien neigen Menschen dazu, nur ihre besten Momente, größten Erfolge und attraktivsten Bilder zu teilen. Dadurch entsteht jedoch ein völlig verzerrtes Bild der Realität, bei dem negative Aspekte des Lebens oder persönliche Herausforderungen bewusst ausgeblendet werden. Nicht jeder kann damit gut umgehen. Wenn man ständig mit perfekt inszenierten Posts und Bildern anderer konfrontiert wird, vergleicht man diese automatisch mit sich selbst – und das kann das Gefühl auslösen, ein weniger aufregendes und erfüllendes Leben als die anderen zu führen.

Wer dieses Gefühl hat, glaubt oft, dass er etwas verpasst oder nicht genug in seinem Leben erreicht hat. Wenn man sieht, wie andere vermeintlich aufregendere Erfahrungen machen und ein vermeintlich perfektes Leben in vollen Zügen genießen, kann schnell ein Gefühl der Unterlegenheit aufkommen und Unzufriedenheit entstehen. Das gilt auch für den Vergleich des eigenen Aussehens mit den vermeintlich „perfekten“ Körpern anderer.

Es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Mensch gleichermaßen anfällig für diese Auswirkungen von Social Media ist, die letztlich auf dem ständigen Vergleichen mit anderen beruhen. Ein gesundes Selbstwertgefühl und eine starke emotionale Widerstandsfähigkeit können dazu beitragen, den Einfluss solcher Vergleiche zu minimieren. Dennoch ist es ratsam, bewusst mit der Nutzung von sozialen Medien umzugehen und sich selbst realistische Maßstäbe in allen Lebensbereichen zu setzen, um das eigene Wohlbefinden zu schützen. Denn die Vergleiche hören nie auf – und wie man so schön sagt, „Steter Tropfen höhlt den Stein“.

Radikales Selbstbewusstsein

Generell sollten „Digital Natives“ trotz ihrer Affinität zur Technik drei wichtige Dinge im Auge behalten, um sich vor den möglichen negativen Auswirkungen von Social Media zu schützen:

Ein bewusster Umgang ist entscheidend. Es gilt zu erkennen, dass Social-Media-Plattformen lediglich einen Ausschnitt des Lebens darstellen und nicht die gesamte Realität in ihrer ganzen Vielfalt widerspiegeln. Trennungen, gesundheitliche Probleme oder finanzielle Rückschläge sind Aspekte des Lebens, die sich nicht einfach in einem einzigen Post zusammenfassen lassen. Jeder erlebt Höhen und Tiefen und es ist völlig normal, Fehler zu machen. Übermäßige Vergleiche mit anderen sollten vermieden werden, stattdessen sollte der Fokus auf der persönlichen Entwicklung und eigenen Zielen liegen.

Offline-Interaktionen spielen eine wichtige Rolle, um das Selbstvertrauen zu stärken. Es ist entscheidend, nicht ausschließlich auf Online-Interaktionen zu setzen. Echte Beziehungen sollten gepflegt werden, indem man sich persönlich mit Freunden und Familie trifft, sich außerhalb des Internets engagiert und Freude in der realen Welt findet. Dadurch kann ein ausgewogenes Selbstbild entstehen und das Risiko negativer Auswirkungen von Social Media verringert werden.

Selbstfürsorge ist von großer Bedeutung. Regelmäßige Auszeiten von Social Media, das Verfolgen eigener Hobbys und Interessen, körperliche Aktivität, ausgewogene Ernährung und ausreichend Schlaf sind wichtige Aspekte, um auf sich selbst zu achten. Indem man sich um das körperliche und emotionale Wohlbefinden kümmert, kann das Selbstvertrauen erheblich gestärkt werden.

Das Buch „Radikales Selbstvertrauen“ von Dr. Yana Fehse bietet vertiefende Einblicke in die Auswirkungen, die insbesondere Social Media auf unser Selbstvertrauen haben kann.

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