Ob Hund, Katze oder Meerschweinschen: Haustiere erfreuen sich in Japan großer Beliebtheit. Doch auch das Bewusstsein für Tierwohl steigt und viele alternde Haustierbesitzer möchten sicherstellen, dass für ihre Lieblinge gesorgt ist. Dabei helfen Gemeinschafts-Projekte.
Es ist eine Geschichte, die sich in der zunehmend alternden japanischen Gesellschaft immer öfter abspielen dürfte: Naoko Taketomi und ihr Ehemann sorgen sich um das Wohl von Riki. Riki ist ein Shiba Inu und lebt seit zehn Jahren bei den Taketomis. Seit sie ihn als Welpe aus einer Tierhandlung mit nach Hause nahmen, gab er dem Leben des älteren Ehepaars wieder einen Sinn.
Vorsorge für Haustiere rückt mehr ins Bewusstsein
Doch die Taketomis machen sich Sorgen. Sie sind weit über 70, leben im ländlichen Raum in der Präfektur Gifu. Riki ist wie ein Enkelkind für sie – doch sich angemessen um ihn zu kümmern, wird im Alter immer schwieriger. Solange es möglich ist, wollen sie mit Riki leben, darum haben sie vorgesorgt – mit Hilfe eines Gemeinschafts-Projekts.
„Tomonawa“ nennt sich die Gruppe, der die Taketomis 2017 beigetreten sind. Ihr Vorsitzender ist Yoriyuki Okuda, ein Tierarzt aus der Präfektur. Die Grundidee: Mitglieder im Tomonawa-Projekt zahlen einen festen Beitrag in die Gemeinschaftskasse, sowie monatliche Beiträge.
Dafür übernimmt die Gruppe die Sorge für die jeweiligen Haustiere, wenn es den Besitzern nicht mehr möglich ist. Und sollten die Haustierbesitzer versterben, garantiert Tomonawa, dass die pelzigen Familienmitglieder nicht im Tierheim landen müssen.
Konkret sieht das so aus: beim Beitritt zur Tomonawa-Gruppe bezahlen die neuen Mitglieder einmalig 100,000 Yen (ca. 634 Euro), jeden Monat zudem eine Gebühr von 1,000 Yen (ca. 6,34 Euro). Außerdem müssen sie sich bereit erklären, wenigstens eine Millon Yen (ca. 6.340 Euro) bereitzustellen, damit das Haustier bei Bedarf bis an sein Lebensende versorgt werden kann. Das kann etwa im Testament festgehalten werden.
Bisher hat sich das 2017 gegründete Projekt auf diesem Weg um sechs Hunde und Katzen gekümmert, deren Besitzer verstorben waren oder sie selbst nicht mehr versorgen konnten. Einige der Tiere konnten auch in neue Familien vermittelt werden.
Kinder sorgen sich um die Haustiere ihrer alternden Eltern
Die tatsächlichen Kosten, die für die Betreuung anfallen, unterscheiden sich von Tier zu Tier. Doch bei Tomonawa zahlen alle den gleichen Betrag ein – ähnlich wie bei einer Versicherung. So unterstützt man sich gegenseitig. Das unterscheidet die Gruppe von klassischen Betreuungsdiensten für Haustiere, die bei besonders aufwändigen Fällen schnell teuer werden können.
Allzu verbreitet sind Gemeinschafts-Projekte wie Tomonawa in Japan noch nicht. Yoriyuki Okuda möchte das gern ändern. „Unser Ziel ist es, die gemeinschaftlichen Hilfesysteme als Möglichkeit bekannt zu machen und in ganz Japan zu verbreiten,“ sagt er.
Weit im Westen Japans läuft ein ähnliches Projekt in der Präfektur Fukuoka. Dort liegt das Cafe Gatto – eine Mischung aus Katzen-Café und Tierheim. Seit einiger Zeit erhält das Café zunehmend Anfragen von den Kindern oder Verwandten alternder Haustierbesitzer, die sich Sorgen um das Wohlergehen der Tiere machen.
Also rief Cafe Gatto ein eigenes Gemeinschafts-Programm ins Leben. Drei Jahre lang müssen Mitglieder monatlich 3000 Yen (ca. 19 Euro) einzahlen, sowie einmalig 500,000 Yen (ca. 3.160 Euro), um zukünftige Kosten abzudecken. Dann übernimmt das Café im Bedarfsfall die komplette Versorgung der jeweiligen Katze bis an deren Lebensende.
Haustierbesitzern ist es das offensichtlich wert – die Anfragen für eine Aufnahme ins Programm stiegen zuletzt weiter. Im Café vermutet man, dass die Corona-Pandemie dazu beigetragen hat, dass mehr Menschen Vorsorge für unvorhergesehene Situationen betreiben.
Wie wichtig das ist, betont auch Kaoru Togita, die das Cafe Gatto leitet. „Es gibt erstaunlich wenig Maßahmen, die man ergreifen kann, wenn jemand zu dem Schluss kommt, sich nicht mehr um ein Haustier kümmern zu können,“ sagt sie. Darum hofft sie, dass sich mehr Angebote entwickeln und Haustierbesitzer diese in Betracht ziehen, solange sie dazu gesundheitlich in der Lage sind.