In Japan verwandeln sich immer mehr Postämter auf dem Land in kleine Supermärkte. Der Grund: Die Bevölkerungsabwanderung in den ländlichen Gebieten hält an und es wird gerade für ältere Menschen immer schwieriger, an Produkte des täglichen Bedarfs zu gelangen. Die Ämter richten unbemannte Einzelhandelsflächen ein, um die Versorgung der Anwohnenden zu sichern.
In Japan gibt es rund 24.000 Postämter. 3.000 von ihnen haben inzwischen kleine unbemannte Einzelhandelsflächen eingerichtet. Dort kann man frisches Gemüse, Waren des täglichen Bedarfs und andere Artikel kaufen.
Viele sind auf die wenigen Geschäfte in ihrer Nähe angewiesen
Japans Bevölkerung wird immer älter. Eine kritische Entwicklung, die sich gerade auf dem Land besonders stark bemerkbar macht. In der Stadt Misato in der Präfektur Miyazaki beispielsweise waren im letzten Oktober 52,5 Prozent der Bevölkerung 65 Jahre oder älter. Damit ist die Stadt Misato die am schnellsten alternde Gemeinde in der ganzen Präfektur.
Das mit größte Problem der Stadt ist jedoch, dass vor Ort immer mehr für den Alltag sehr wichtige Läden wie Supermärkte und Haushaltswarengeschäfte ihre Pforten schließen. Für viele ältere Menschen, die ihren Führerschein bereits abgegeben haben, ist das eine Katastrophe. Sie können ihre Einkäufe häufig nicht mehr eigenständig erledigen, da das nächste Geschäft mehrere Kilometer von ihrem Zuhause entfernt ist.
Als Reaktion darauf stellte das Postamt der Stadt im November 2022 in Zusammenarbeit mit einem örtlichen Geschäft für landwirtschaftliche Produkte die ersten Regale mit insgesamt 25 unterschiedlichen Artikeln auf. Nun können die Anwohnenden dort neben frischem Gemüse auch Waschmittel und Süßigkeiten kaufen.
Kohei Nakada, dem Postmeister des örtlichen Postamts, war es seinen eigenen Angaben zufolge besonders wichtig, dass „die Mahlzeiten für die Senioren kein Problem darstellen“. Die Eröffnung der Ladenfläche in der Postfiliale hat aus seiner Sicht für die älteren Menschen in der Stadt gleich mehrere Vorteile.
Er kommentierte: „Ich kann auch feststellen, ob sie gesundheitliche Probleme haben.“
Neue Herausforderungen für die Post
Takehiko Segawa, ein Mitarbeiter der Japan Post, der in der Warenverkaufsabteilung für die Werbung verantwortlich ist, verwies darauf, dass der große Vorteil der Postämter darin bestünde, dass sie im Gegensatz zu allgemeinen Geschäften nicht einfach geschlossen werden können.
Die Japan Post plant seinen Angaben zufolge, die Anzahl der Postämter mit unbemannten internen Einzelhandelsflächen auf 6.000 bis 8.000 zu erhöhen.
Japans Postämter sollen in Zukunft allerdings nicht nur fehlende Supermärkte ersetzen, sondern auch Verwaltungsdienste der Regierung übernehmen. Die Gemeinden in den entvölkerten Gebieten verzeichnen schon lange einen Rückgang der Steuereinnahmen und es ist schwierig, die bestehenden Dienste ohne Kosteneinsparungen weiterzuführen.
Die Postämter dürfen Kopien von Aufenthaltsgenehmigungen und anderen Bescheinigungen ausstellen und Dokumente annehmen. Es gibt jedoch auch Verwaltungsdienste, die sie auch rechtlichen Gründen nicht übernehmen können. Sie sind beispielsweise nicht dazu befugt, „My Number Cards“ auszustellen.