Anzeige
HomeNachrichten aus JapanSoziales & LebenJapans Sexindustrie kämpft mit sozialer Stigmatisierung

Japans Sexindustrie kämpft mit sozialer Stigmatisierung

Japans Sexindustrie ist alles andere als klein, auch wenn sie gerne tot geschwiegen wird. Zwar nutzen viele Menschen die Angebote, aber der Tenor in der japanischen Gesellschaft ist ziemlich deutlich.

Anzeige

Menschen, die hier arbeiten, kämpfen nicht nur mit sozialer Stigmatisierung, die Pandemie hat gezeigt, dass die Regierung in ihr ein rotes Tuch sieht.

Vorurteile gegen die Sexindustrie gehören zum Berufsfeld

Die Vorurteile gehören nun mal zum Beruf von Sexarbeiterinnen und -arbeitern. Sie werden ausgegrenzt, allerdings nicht nur von Menschen in ihrem sozialen Umfeld, auch Bankkonten können oft nicht eröffnet werden und auch von verschiedenen Leistungen der japanischen Regierung werden sie ausgeschlossen.

Gerade die Pandemie zeigt dieses Problem ziemlich deutlich auf. Die japanische Regierung verteilt großzügig Subventionen, aber die Sexindustrie wurde ausgeschlossen.

Anzeige
LESEN SIE AUCH:  Japans Regierung soll Sexarbeitern während Coronavirus-Krise helfen

Das führte dazu, dass einige Sexarbeiter Klage wegen Diskriminierung einreichten.

Dabei muss man natürlich auch erwähnen, dass zum Beispiel Steuern gerne von der japanischen Regierung kassiert werden und bei der Größe der gesamten Sexindustrie in Japan, sind das nicht wenig.

Die Klage hat allerdings eine heftige Debatte darüber ausgelöst, ob Sexgeschäfte in Japan eigentlich legitim sind und sie qualifiziert sind, öffentliche Subventionen zu erhalten. Insgesamt zeigt diese Debatte aber eines: Die Sexindustrie wird immer noch mit unmoralischem Verhalten, Verbrechen und Ausbeutung in Verbindung gebracht. Kaum einer kann sich vorstellen, dass es nicht überall der Fall ist.

Anwälte, die die Kläger vertreten, argumentieren, dass der pauschale Ausschluss von den Hilfsmaßnahmen durch die japanische Regierung, dem von der Verfassung garantierten Gleichheitsgrundsatz zuwiderläuft und als Diskriminierung aufgrund der Beschäftigung bezeichnet wird. Den Unternehmern die Vorteile zu verweigern, sei nicht nur gleichbedeutend damit, dass der Staat die Diskriminierung dieses viel geschmähten Berufs befürworte, sondern gefährde auch den Zugang von Sexarbeiterinnen zu einem sicheren Arbeitsumfeld.

Befürworter der Ausgrenzung argumentieren, dass die Sexindustrie aufgrund ihrer vermeintlichen Verbindungen zur Yakuza sowie anderer Probleme wie Kinderprostitution und Steuerhinterziehung grundsätzlich keine öffentliche Hilfe verdient.

Die Tatsache, dass der Beruf von Natur aus körperliche Intimität erfordert, hat auch die Debatte darüber angeheizt, ob diese Unternehmen inmitten der Pandemie weiterhin tätig sein sollten.

Regierung wird es schwer haben Ausschluss der Sexindustrie zu begründen

Die Sexindustrie des Landes (fūzoku) besteht hauptsächlich in Form von Deriheru-Salons, die Sexarbeiterinnen zu Kunden schicken.

Zu den anderen Arten von fūzoku gehören bordellähnliche Einrichtungen, die Soaplands genannt werden, sowie Liebeshotels und Fashion Health Massagesalons.

Es stellt sich die Frage, ob die japanische Regierung in der Lage sein wird, eine überzeugende Begründung dafür zu liefern, dass die Sexindustrie für die beiden fraglichen Hilfsprogramme nicht infrage kommt.

Bei beiden Programmen wurde die Sexindustrie als für die Zahlung nicht qualifiziert erachtet, wodurch sie mit politischen und religiösen Organisationen gleichgestellt wird.

Bisher haben Regierungsbeamte den vage formulierten Begriff der „sozialen Normen“ zur Rechtfertigung des Ausschlusses genommen, mit der Begründung, dass aufgrund solcher Normen wahrscheinlich viele Steuerzahler sich unwohl fühlen würden, wenn ihr Geld an eine umstrittene Industrie gezahlt werden würde.

Da die meisten Sexarbeiterinnen nicht direkt von den Unternehmern beschäftigt werden, sondern als Einzelunternehmerinnen mit der Erbringung von Dienstleistungen beauftragt sind, haben sie im Gegensatz zu den Unternehmern Anspruch auf die Vergünstigungen. Diese Tatsache wurde von den Befürwortern des Ausschlusses genutzt, um zu argumentieren, dass dies nicht auf eine Diskriminierung von Sexarbeiterinnen hinausläuft.

Schutz für Sexarbeiterinnen könnte wegbrechen

Sollten die Salons aufgrund der verweigerten Leistungen schließen müssen, sind es die Sexarbeiterinnen, die die Hauptlast zu tragen haben, denn sie können sich nicht mehr darauf verlassen, dass die Betreiber und ihr Personal sie vor ungewollten Annäherungsversuchen und sexueller Gewalt durch Kunden schützen.

Denn gerade hierbei spielen die Salons eine große Rolle und erfüllen somit einen sehr wichtigen Punkt. Außerdem könnte die Ablehnung dazu führen, dass die Sexindustrie weiter in den Untergrund gedrückt wird und die Kriminalität zunimmt.

Eine Tatsache, die die japanische Regierung und auch die Bevölkerung deutlich unterschätzt.

Google News button
Anzeige
Anzeige