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Auswirkungen auf die Gesundheit

Pandemie hält in Japan schwerkranke Kinder von der Schule fern

In vielen Teilen Japans sinken die Coronazahlen allmählich. Einen Grund zum Aufatmen gibt es jedoch noch nicht. Familien mit schwerkranken Kindern stehen vor einem großen Dilemma, da sie nicht wissen, ob sie sie zur Schule schicken sollen oder nicht.

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Schüler, die regelmäßige ärztliche Hilfe benötigen oder schwere Beeinträchtigungen haben, dürfen in Japan zurzeit freiwillig zu Hause bleiben. Sie sollen so vor eine möglichen Ansteckung mit Covid-19 geschützt werden. Für die Eltern ist das jedoch eine schwere Entscheidung.

Schulen sind nicht sicher

Einerseits wollen sie ihre Kinder vor dem Virus schützen, andererseits wollen sie ihnen die Erfahrungen in der Schule ermöglichen. Etwa 20.000 schwerbehinderte Kinder in Japan benötigen rund um die Uhr eine Betreuung. Für viele von ihnen ist der Schulunterricht zurzeit unmöglich geworden.

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Einer von ihnen ist der Mittelschüler Keito, der eine zerebrale Hypoxie hat und auf eine Förderschule in Soka, Saitama, geht. Er hat letztes Schuljahr nur neun Tage die Schule besucht und dieses Jahr war er noch überhaupt nicht beim Unterricht, da das Risiko zu hoch ist.

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Er benötigt regelmäßig Hilfe und schon eine einfache Erkältung kann ihn ins Krankenhaus bringen. Eine Infektion mit Covid-19 ist deswegen für ihn lebensgefährlich. Gleichzeitig kann er keine Maske tragen, wenn er mit anderen Menschen in Kontakt kommt.

Seine Mutter hat ihn aus dem Grund seit Juni 2020 beurlauben lassen. Sie vertröstete die Schule dabei Woche für Woche erneut damit, dass sie schauen, wie die Lage sich in den folgenden Tagen verändert. Zurzeit wird noch über einen Online-Unterricht nachgedacht, weswegen Keito aktuell nur Hausaufgaben zu Hause als Unterricht hat.

Es mangelt an Alternativen

Das Fernbleiben der Schule wirkt sich dabei aber auch auf die Gesundheit von Keito aus. Seine Anfälle haben zugenommen, da er weniger aktiv ist und in der Nacht schläft er schlecht ein. Es ist ein Grund mehr, warum seine Mutter hin- und hergerissen ist. Da ein Ende der Pandemie immer noch nicht in Sicht ist, denkt sie über einen Schulwechsel nach, wo Lehrer zu Schülern nach Hause kommen.

Viele andere Eltern wissen ebenfalls nicht, was sie nun tun sollen, auch wenn ihre Kinder weiterhin zu Hause bleiben dürfen. Oft gibt es nicht ausreichend Alternativen wie Online-Kurse, weswegen sich entweder nach anderen Möglichkeiten umgeschaut wird oder man sich mit der Situation abfindet.

Schwerkranke Kinder bleiben weiterhin Zuhause

Die Zahl der Schüler, die freiwillig beurlaubt sind, steigt auch immer mit der Zahl der Coronainfektionen an. Oktober 2020 wurden in Hokkaido 1.700 Kinder gemeldet. Im November und Dezember stieg die Zahl mit der neuen Infektionswelle auf 4.900 Kinder an.

Die Zahlen sind dabei ungenau, da Schüler, die teilweise wieder zur Schule gingen, mehrmals gezählt wurden. Es lässt sich demnach nicht wirklich genau sagen, wie viele nun wirklich der Schule ferngeblieben sind. Jedoch gab die Schulbehörde von Saitama zuletzt an, das März 2021 zwei Prozent aller Schüler weiterhin beurlaubt waren, wobei es bei Förderschulen 15 Prozent waren.

Die Hilfsorganisation Wings versteht dabei, dass vielen Eltern die Entscheidung nicht leicht fällt, da einige Kinder nicht lange leben werden und sie ihnen trotzdem das Schulleben ermöglichen wollen. Hinzu kommt die weitere Belastung durch die Betreuung der Kinder, wenn sie zu Hause bleiben. Es wird deswegen zu Online-Kursen motiviert, da der Schulbesuch vermutlich erst wieder mit ausreichenden Impfungen möglich ist und die dauern noch eine Weile.

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