Menschen mit Behinderungen haben es in Japan immer noch schwer. Ein neues Projekt möchte nun vor allem jungen Menschen, die stottern, mehr Selbstbehaltsein ermöglichen und für mehr Verständnis in der Gesellschaft sorgen.
„Cafés Where Orders Take Time“ heißt das Projekt. Für jeweils einen Tag verwandeln sich bereits bestehende Cafés in Pop-up Geschäfte, bei denen das Personal stottert. Die Idee zu den Cafés hatte Arisa Okumura, die selbst stottert.
Sich Zeit lassen und zuhören
Nachdem sie in Melbourne, Australien in einem Café gearbeitet hatte, in dem auch Ausländer, Obdachlose und Menschen mit Behinderungen angestellt waren, beschloss sie ein ähnliches Konzept in Japan umzusetzen. Als sie 2017 nach Japan zurückkam, begann sie mit der Planung des Projekts.
Im Juni wurde so ein Event erstmals in Toyama veranstaltet. Vier junge Kellner und Kellnerinnen kümmerten sich um die Gäste. Sie trugen dabei Masken, auf denen „Ich möchte mit vielen Menschen sprechen“ und „Bitte lassen Sie mich ausreden“ stand.
Gäste wurden allgemein darum gebeten, die Angestellten nicht zu unterbrechen und nicht zum beeilen zu drängen. Aussagen, wie „entspannen Sie sich“ oder „rede langsamer“ sollten ebenfalls nicht genutzt werden, auch wenn sie freundlich gemeint sind.
Das Event war am Ende ein großer Erfolg und die Gäste hörten gerne den Bedienungen zu, wenn sie über ihre Ängste und Schwierigkeiten sprachen, die sie durch das Stottern haben.
Stotternde Menschen erleben oft Mobbing
Das Projekt soll aber nicht nur auf die Behinderung aufmerksam machen. Gleichzeitig möchte man, dass die Angestellten Vertrauen zu Fremden aufbauen und trotz des Stotterns ein Selbstbewusstsein entwickeln. Der 18 Jahre alte Highschool-Schüler Hitonari Nakazawa erklärte, dass er es früher vermied, mit Menschen zu reden. Im Café hatte er hingegen Spaß an den Gesprächen.
Die Studentin Marin Kanamori hatte auch Spaß und ermutigte sich selbst zum Reden. Für die Zukunft hat sie auch bereits große Pläne, sie will Logopädin werden.
In Japan gibt es um die 1,2 Millionen Menschen, die stottern. Da viele die Sprachstörung als Kinder entwickeln, können über die Jahre die Sprachfähigkeiten verbessert oder ganz das Stottern beseitigt werden. Allerdings werden Betroffene oft Opfer von Mobbing oder entwickeln eine soziale Angst. Auch später stoßen die Menschen in der Gesellschaft auf Ausgrenzung, Unverständnis und andere Hürden.
Weitere Café-Events sind geplant
Okumura wurde ebenfalls dafür gemobbt, dass sie stottert. Sie begann deswegen auch Gespräche zu meiden, um ihr Stottern zu verstecken. Sie träumte trotzdem davon, in einem Café zu arbeiten. Mit dem Projekt konnte sie sich den Wunsch erfüllen und sie will sich um eine Gesellschaft bemühen, in der stotternde Menschen wirklich das tun können, was sie wollen und nicht aufgeben.
Nachdem es bereits zwei Veranstaltungen in Tokyo gegeben hatte, will sie weitere in Mie und Nagano organisieren. Weitere Events sind für Tokyo und Kawasaki bereits geplant.