Anzeige
HomeNachrichten aus JapanSoziales & LebenPostamt in Kagawa nimmt ausschließlich Briefe für Verstorbene entgegen

Viele Menschen in Japan nutzen mittlerweile den Service für einen letzten Gruß

Postamt in Kagawa nimmt ausschließlich Briefe für Verstorbene entgegen

Auf der Insel Awashima (Präfektur Kagawa) malerisch im Seto-Binnenmeer liegt ein besonderes Postamt. Das Gebäude, das auf den ersten Blick aussieht wie die meisten Postämter im Land, nimmt vorrangig Briefe von Menschen entgegen, die ihren verstorbenen Angehörigen schreiben.

Anzeige

Das Missing Post Office nimmt ausschließlich Briefe von Menschen entgegen, die einem lieben Angehörigen noch etwas mitteilen wollen oder nicht loslassen können. Das Postgebäude liegt nur wenige Gehminuten vom Hafen entfernt und versteht sich selbst als Strand, an dem die Mitteilungen angespült werden oder gleich einer Flaschenpost landen.

Einige Briefe bleiben Jahrzehnte in Erinnerung

Katsuhisa Nakata, mittlerweile 89 Jahre alt, arbeitete früher auf der regulären Poststation der Insel. Nach seiner Pensionierung meldete er sich freiwillig, das Postamt zu leiten. Vor vielen Jahrzehnten wurde er auf einem Festival auf die Idee der Post an die Toten aufmerksam und war so fasziniert, dass er sich mittlerweile um mehrere Tausend Sendungen kümmert, die das Missing Post Office im Jahr erreichen. Den Service gibt es in Mitoyo seit 2015.

LESEN SIE AUCH:  Japans ländliche Postämter wollen mit Mini-Supermärkten Senioren helfen

An seinen ersten Brief erinnert sich Nakata noch sehr gut. Er stammte von einer Mutter deren Tochter mit Mitte 30 verstorben war und die sich um deren Kinder kümmerte. Darin schilderte sie regelmäßig den Alltag der Kinder, berichtete von Erfolgen und den kleinen Problemen und Begebenheiten aus dem täglichen Leben. Über viele Jahren kamen fast täglich Briefe dieser Frau in Awashima an.

Anzeige

Die Mutter war um die 60 Jahre alt, als sie begann, ihrer toten Tochter zu schreiben. Für Nakata wirkte es, als würde sie die Briefe verfassen, wenn sie ein wenig freie Zeit hatte, nachdem sie sich um die Kinder ihrer Tochter gekümmert hat. Nachdem sie mehr als 100 Briefe an das Postamt geschrieben hatte, lernte Nakata die Frau, die aus der Gegend von Kyushu kam, selbst kennen, als diese Awashima zusammen mit ihrem Mann besuchte.

Postamt soll für immer geöffnet bleiben

Sie berichtete dem Leiter des Missing Post Office, dass das Schreiben ihr ein Gefühl des Friedens vermittelt hätte. Im Laufe der Zeit erhielt Nakata selbst Post von der Frau, in denen sie von ihrem weiteren Leben und dem ihrer Enkelkinder berichtete. Das Missing Post Office entstand 2013 im Zuge der Kunstausstellung Setouchi Triennale Festival.

Eine moderne Künstlerin wandelte das damals bestehende Postamt in eines für vermisste Menschen um. Nakata, der 45 Jahre lang selbst Mitarbeiter des Awashima-Postamtes war, fühlte sich dem Gebäude danach so verbunden, dass er es später kaufte und weiter betrieb. Schon während des Kunst-Festivals wurde er zum Leiter des Postamtes der Toten ernannt. Nach Ende des Festivals sollte eigentlich auch die Post wieder schließen, Nakata beschloss aber das Angebot weiterlaufen zu lassen und Leiter auch dieses Postamtes zu bleiben.

Der Rentner kümmert sich nicht nur um die eingehende Post, sondern auch um die Wartung des Gebäudes. Seit Einführung vor etwa 10 Jahren sind mehr als 55.000 Briefe und Postkarten im Missing Post Office eingegangen. Es kommen die verschiedensten Schreiben an, von Menschen, die ihrem früheren Ich eine Nachricht zukommen lassen, bis hin zu Eltern, die ihren verstorbenen Kindern schreiben. Auch viele Briefe von Liebespaaren sind darunter.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen externen Inhalt von YouTube, der den Artikel ergänzt. Sie können ihn sich mit einem Klick anzeigen lassen und wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir externe Inhalte angezeigt werden. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung.

Inhalt laden

Missing Post Office

Nakata kommt einmal die Woche ins Postamt für Vermisste und sichtet und stempelt die Schreiben ab. Unter der Woche ist das Office für Besucher geöffnet, die sich die Briefe und Postkarten, die dort aufbewahrt werden, gern anschauen können. Mittlerweile kommen täglich Dutzende Besucher und der Leiter ist eine Berühmtheit geworden, der von den Menschen angesprochen wird.

Von seiner ersten Schreiberin, berichtet Nakata, wären irgendwann keine Briefe mehr gekommen, was der Japaner aber für ein gutes Zeichen hält. An ein Ende seiner Tätigkeit denkt der Leiter nicht nach. Viel zu wichtig sei es, den Menschen einen Ort zu geben, an dem sie ihre Gedanken und Gefühle lassen können. Briefe an das besondere Postamt müssen an diese Adresse gehen: Missing Post Office, 1317-2, Awashima, Takumacho, Mitoyo, Präfektur Kagawa, 769-1108.

Google News button
Anzeige
Anzeige