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HomeNachrichten aus JapanSoziales & LebenPräfektur Miyagi will Großeltern Zeit für Kinderbetreuung ermöglichen

Schritte zu einem kinderfreundlicheren Japan

Präfektur Miyagi will Großeltern Zeit für Kinderbetreuung ermöglichen

Kinder sind Japans Zukunft – doch es gibt zu wenige von ihnen. Sinkenden Geburtenraten belasten das Land seit Jahren, Experten gehen für die nächsten Jahrzehnte von einem deutlichen Rückgang der Bevölkerung aus. Um gegenzusteuern, braucht es ungewöhnliche Ideen – so wie sie jetzt die Präfektur Miyagi umsetzen möchte.

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Es gibt zahlreiche Gründe, warum sich immer weniger Frauen und Paare in Japan für Kinder entscheiden. Zu wenig Betreuungsplätze sorgen etwa dafür, dass eine Mutterschaft meist nur durch den Verzicht auf Berufstätigkeit möglich ist. Karriere und Familie sind praktisch nicht vereinbar.

Großeltern sollen mehr in Kindererziehung involviert werden

In den vergangenen Jahren veränderte sich nun bereits der Blick auf die Rolle der Väter im Erziehungsprozess, die lange Zeit nur als Geldverdiener der Familie fungierten. Noch in 2020 sorgte die Ankündigung eines männlichen Regierungsmitglieds, Elternzeit nehmen zu wollen, für Aufregung. Schon ein Jahr später und nach der Änderung einiger Gesetze verfügte Japan über die großzügigste Elternzeitregelung für Väter weltweit.

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Genutzt wird die Elternzeit jedoch noch lange nicht in dem Umfang, den man sich vonseiten der Regierung wünscht. Kein Wunder in einem Land, in dem die Menschen per Gesetz gezwungen werden müssen, wenigstens einen Teil ihres Jahresurlaubs auch wirklich zu nehmen. Abwesenheit von der Arbeit, gerade für längere Zeit, kann sich besonders für Männer schnell negativ auf die Karriere auswirken.

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Darum rückt nun auch eine weitere Gruppe in den Fokus, die dazu beitragen soll, Japan kinderfreundlicher zu machen: die Großeltern-Generation. Die soll zum einen durch höhere Beiträge bei den Krankenkassen mithelfen, die Kosten von Geburten für junge Familien zu decken.

Zum anderen aber sollen auch die Großeltern in Zukunft mehr Möglichkeiten erhalten, in die Betreuung und Erziehung der Kinder eingebunden zu werden. So wünscht es sich zumindest die Regierung der Präfektur Miyagi im Osten Japans und hat erste Schritte dazu auf den Weg gebracht.

Da in immer mehr Familien beide Elternteile berufstätig sind, wird es für Angestellte der Präfektur schon bald die Möglichkeit geben, „Großeltern-Zeit“ zu nehmen. Das verkündete Miyagis Gouverneur Yoshihiro Murai Anfang Oktober und versprach eine Umsetzung der Maßnahme im Frühjahr 2023.

„Großväter, Großmütter und andere sollten sich aktiv in die Erziehung der Kinder einbringen, so können sie Familien mit kleinen Kindern Unterstützung bieten,“ sagte der Gouverneur bei einer Pressekonferenz zum Thema. Den Angestellten wird es zukünftig möglich sein, eine Art Sonderurlaub für die Betreuung von Enkelkindern zu nehmen.

Der Gouverneur geht mit gutem Beispiel voran

Miyagi ist damit die erste der 47 Präfekturen Japans, die ein solches System anbieten wird. Hintergrund der Entscheidung ist auch eine Veränderung beim Rentenalter für Präfektur-Angestellte. Die sollen in Zukunft mit 65 Jahren, fünf Jahre später als bisher, in den Ruhestand gehen. Da aber somit die Zahl derer steigen wird, die während ihres Berufslebens Großeltern werden, gibt es gleichzeitig die neue Betreuungszeit.

Mit dem Projekt möchte die Präfektur ein Zeichen setzen und sowohl andere Präfekturen, als auch private Unternehmen, zu ähnlichen Schritten motivieren. „Wir werden eine Umgebung schaffen, in der alle Mitglieder der Gesellschaft in der Lage sein werden, Unterstützung für heranwachsende Kinder zu bieten,“ beschreibt Gouverneur Murai seine Vision.

Die gründet nicht nur in der katastrophalen Geburtenrate Japans, sondern auch Murais eigenen Erfahrungen als Vater. Er war als Abgeordneter ständig im Dienst, seine Frau übernahm die gesamte Erziehungsarbeit – ein Zustand, den er rückblickend bereut.

Umso mehr möchte er nun für seine Enkelkinder da sein. Der Gouverneur ging darum bereits mit gutem Beispiel voran. Im Oktober nahm er sich mehrere Tage frei, um sich um sein im September geborenes Enkelkind zu kümmern. Diese Möglichkeit wird bald auch allen anderen Großeltern im Dienste der Präfektur Miyagi offen stehen – und hoffentlich rege genutzt werden.

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