Die Pandemie setzte vor allem Schulkindern in Japan schwer zu. Das belegen nun auch Studien, denn 2020 schwänzten so viele Kinder wie noch nie. Gleichzeitig stiegen auch die Selbstmordtodesfälle auf ein Rekordhoch an.
2020 blieben sage und schreibe 196.000 Schulkinder von Grund- und Mittelschulen in ganz Japan 30 Tage oder länger dem Unterricht fern. Den Aufzeichnungen der Regierung zufolge sind das 14.855 mehr als im Vorjahr. Ein neuer Rekord.
Zahl der Selbstmordtodesfälle steigt
Die Daten zeigen allerdings noch eine andere mehr als beunruhigende Entwicklung. Es musste auch bei den Selbstmordtodesfällen unter Jugendlichen, die noch die Grund-, Mittel- oder Oberschule besuchen, ein neues Rekordhoch verzeichnet werden.
Die Zahl der Selbstmordtodesfälle stieg um 98 auf 415 an. Dem zuständigen Ministerium zufolge ließen sich zwölf der Fälle auf Mobbing zurückführen.
Weniger Mobbingfälle
Die Zahl der registrierten Mobbingfälle ist dagegen landesweit zurückgegangen. Demnach wurden bis März 517.163 Fälle gemeldet. Das sind 95.333 weniger als im Jahr zuvor. Bei der Datenerhebung wurden alle Schulen, also auch Gymnasien und spezialisierte Förderschulen miteinbezogen.
Die Zahl Mobbingfälle an Grundschulen ging um 63.648 auf 420.897 zurück. An Junior High Schools gingen sie um 25.647 auf 80.877 zurück, während High Schools 13.126 Fälle meldeten, also 5.226 weniger als im Vorjahr.
Den Ergebnissen einer Umfrage des Bildungsministeriums zufolge ist das der erste zahlenmäßige Rückgang seit 2013.
Während die Schulschließungen im Frühjahr letzten Jahres (aufgrund der Pandemie) den Lebensrhythmus störten und zu einer Zunahme des Schulschwänzens führten, verringerten sich auch die Möglichkeiten für persönliche Interaktionen, die zu Mobbing führen, sagte das Ministerium.
Isolation als große Belastung für Schulkinder
Viele Kinder und Jugendliche leiden unter dem Stress und der Isolation, die die Zeit der Pandemie mit sich brachte. Um eine noch stärkere Isolation innerhalb dieses sehr jungen Teils der Bevölkerung zu verhindern, plant die Regierung nun, die Beratungsangebote an den Schulen selbst auszubauen.
30.287 der Kinder und Jugendlichen, die über einen längeren Zeitraum nicht zur Schule gegangen waren, gaben an, dem Unterricht aus Angst vor einer potenziellen Ansteckung mit dem Virus ferngeblieben zu sein.
Auch die Schulen selbst wurden nach den Gründen für das vermehrte Schulschwänzen befragt. 46,7 Prozent gaben hier die „Apathie und Angst“ der Kinder und Jugendlichen an. Erst an zweiter Stelle stünden Probleme mit Freunden und Eltern.
Das Ministerium arbeitet nun verstärkt daran, Online-Lernangebote zu fördern und zu verbessern, um eine Lernmöglichkeit für alle Schulkinder zu gewährleisten. Die Pandemie verschlimmert längst die Bildungsungleichheit unter Japans Kindern.
Anmerkung der Redaktion: Sollten Sie Suizidgedanken haben, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen helfen konnten, einen Ausweg aus einer problematischen Situation zu finden.