Durch die Pandemie treibt Japan den Einsatz von Robotern im täglichen Leben an.
Ob in U-Bahn-Bahnhöfen oder als Lieferbote, für Roboter finden sich immer mehr Einsatzgebiete im Land.
Roboter als Wachmann in Japans U-Bahnstationen
Tokyo U-Bahnstation Tsukishima ist so ein Beispiel, denn dort wird seit einiger Zeit ein Roboter getestet, der aufräumt, desinfiziert und auch als Wachmann arbeitet.
Der Roboter heißt Patoro und soll mit seinen entwaffnenden Augen, die an eine Anime-Figur erinnert, dafür Sorgen, dass die Menschen sich benehmen und für die Desinfektion sorgen.
Patoro gehört zu einer Reihe von autonomen Robotern, die der Hersteller ZMB kürzlich vorgestellt hat und als „Anti-Virus-Squad“ bezeichnet.
Roboter haben jahrzehntelang dazu beigetragen die Produktion in Unternehmen zu steigern, aber die Pandemie führt nun dazu, dass man sich immer stärker sogenannten Servicerobotern in Japan zuwendet.
Diese mit künstlicher Intelligenz ausgestatteten Maschinen erleben allerdings nicht nur wegen des Coronavirus einen Schub. Auch der anhaltende Mangel an Arbeitskräften in Japan führt dazu, dass man versucht, diverse Tätigkeiten mit Robotern zu besetzen, was wiederum die Forschung antreibt, denn es handelt sich dabei um einen sehr lukrativen Markt.
Laut Allied Market Reserch beläuft sich die Größe des weltweiten Marktes für Serviceroboter bis 2022 auf 34,7 Milliarden US-Dollar mit einer jährlichen Wachstumsrate von durchschnittlich 23,9 Prozent.
Daher ist es kaum verwunderlich, dass sich die USA, China und einige andere Länder ein Wettrennen bei der Produktion von Servicerobotern liefern. Die Einsatzgebiete reichen von der Gesundheitsfürsorge über Sicherheit, bis hin zur Unterhaltung.
Japan bildet da natürlich keine Ausnahme, denn die Pandemie hat zahlreiche Unternehmen dazu gebracht, ihre Technologie für den Kampf gegen das Coronavirus anzubieten.
Neue Einsatzgebiete
So auch Omron Corp. aus Kyoto, das im Rahmen von Partnerschaden mit Systemintegratoren aus mehr als 20 Ländern automatisierte Trägerroboter, die mit Desinfektionssprühern ausgestattet sind, anbieten.
Eigentlich waren diese Maschinen für den Transport von Teilen in Fabriken und Lagerhallen konzipiert, aber mittlerweile ist der Markt für den Einsatz im täglichen Leben interessanter geworden.
Und das Interesse ist bei Unternehmen groß. Im Juni nahm der RoBoHorn von Sharp an der Rezeption in einem Hotel namens bnb+ Hostel in Tokyo seine Arbeit auf.
Die Gäste werden von dem kleinen Roboter begrüßt und ein Mitarbeiter kann von seinem Büro aus, dass auch bei sich zu Haus sein kann, durch das Smartphone mit den Gästen sprechen. Perfekt in der Zeit der Pandemie, man reduziert den persönlichen Kontakt und bietet trotzdem keine automatisierte Kommunikation.
Roboter als Wunderwaffe gegen den Arbeitskräftemangel
Japans Bevölkerung schrumpft seit 2008, die Geburtenrate bricht jedes Jahr aufs neue ein und die Bevölkerung wird immer älter.
2019 betrug der Anteil der Menschen in Japan, die über 65 Jahre alt sind, 28,4 Prozent der Gesamtbevölkerung. Laut dem Nationalen Institut für Bevölkerungs- und Sozialversicherungsforschung wird ihr Anteil bis 2025 voraussichtlich 30 Prozent und bis 2040 35,3 Prozent steigen.
Die Pandemie verschlechtert die Lebensbedingungen der älteren Menschen deutlich, da sie zur Risikogruppe gehören. Gleichzeitig erhöht das die Gefahr für medizinisches Personal.
Um das Risiko zu verringern, wird zum Beispiel daran gearbeitet, Tests zu automatisieren.
Medicaroid, ein Unternehmen aus Kobe, arbeitet an drei Robotern, die einen Teil der Tests übernehmen soll, um sie so zu automatisieren.
Die Roboter basieren auf duAro von Kawasaki Heavy Industries, die normalerweise bei der Monatage und Verpackung eingesetzt werden.
Allerdings sollen sie nun auch die Speichelproben entnehmen und bei der Betreuung von Patienten helfen.
Der kleine Helfer
Da der menschliche Kontakt wegen der Pandemie eingeschränkt wird, zum einen, weil Wissenschaftler zur Vorsicht raten, zum anderen, weil die Menschen vorsichtiger werden, ist auch der Markt für kontaktlose Lieferungen lukrativ für Unternehmen geworden, die an Robotern arbeiten.
Japan plant mittlerweile Gesetze zu ändern, um Roboter besser in das Alltagsbild auf den Straßen zu integrieren.
Mitte August führte ZMP einen Test seines autonomen Lieferroboters DeliRo durch, der Soba-Nudeln an Kunden rund um die Takanawa Station zu liefern.
Ein Gremium der Polizeibehörde diskutiert zurzeit darüber, wie Verkehrsregeln für Lieferroboter angepasst werden müssen und Japans ehemaliger Premierminister Shinzo Abe rief dazu auf, Versuche ab Ende dieses Jahres auf öffentlichen Straßen zuzulassen.
Nachfrage wird deutlich steigen
Marktforscher erwarten, dass die Nachfrage für autonome Lieferroboter in den nächsten Jahren in Japan steigen wird. Die Boston Consulting Group schätzt, dass in Japan bis 2027 wegen des Arbeitskräftemangels zu einem Bedarf von 240.000 Lkw-Fahrern kommen wird.
Die Roboter werden daher als Alternative angesehen, um diese Lücke schnell zu füllen.
Insgesamt erfüllt Japan gerade seinen Ruf, ein technikverliebtes Land zu sein, wo jetzt schon viele Menschen der Meinung sind, dass Roboter zum Alltagsbild gehören.
In der Realität ist Japan zwar anders, denn auch das Land hingt teilweise sehr stark bei diversen Technologien hinterher, aber die Pandemie führt dazu, dass das Land aufgewacht ist und nun an einer Zukunft mit Robotern arbeitet.