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Rechtslage ist fürs Internet nicht ausreichend

Samenspender aus dem Internet bereiten Japan Sorgen

Auch wenn die Zahlen vielleicht etwas anderes vermuten lassen, gibt es in Japan viele Paare, die gerne ein Kind hätten. Das funktioniert jedoch nicht immer, weswegen für eine künstliche Befruchtung gerne zu Samenspendern gegriffen wird. Allerdings gibt es immer mehr Angebote im Internet, was ein großes Problem ist.

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Wie die Asahi Shimbun berichtete, bieten immer Männer ihr Sperma über soziale Medien an. Grund dafür ist, dass Paare vermehrt gezwungen sind im Internet einen Spender zu suchen, da zertifizierte Dienste zurückgehen.

Rechtslage treibt Spender und Interessenten ins Internet

Künstliche Befruchtungen (AID) wurden 2017 in 3.790 Fällen durchgeführt und dadurch 115 Kinder geboren. Von den 12 Einrichtungen, welche die Behandlungen durchführten, bieten 2020 nur noch sieben sie an. Grund dafür ist unter anderem der Rückgang an Spendern.

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Seit 2017 gibt es nämlich in dem Einverständnisformular einen Wortlaut, nach dem ein Gericht die Identität des Mannes offenlegen kann, wenn es eine Klage vom Kind gibt. Aus Angst vor gesetzlichen Konsequenzen bei einer Offenlegungen, haben sich viele Spender ins Internet zurückgezogen.

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Eltern entscheiden sich hingegen mehr für private Angebote aus dem Mangel an gesetzlichen Beschränkungen im Internet. Nach dem japanischen Gesetz erhalten eine AID nur Paare, bei denen der Ehemann offiziell steril ist. Online gibt es die Beschränkung nicht und jeder kann theoretisch eine Samenspende erhalten. Allerdings ist dieser massive Freiraum auch gefährlich, was vielen nicht bewusst ist.

Samenspender sind nicht immer ehrlich

Die privaten Spender werden nicht durch ein Unternehmen überprüft. Die Käufer müssen sich demnach nur auf die Angaben des Mannes verlassen und haben keine abgesicherten Informationen zu dem Gen-Material. Das schließt sowohl medizinische Informationen als auch private Angaben zur Bildung mit ein.

Dass es Risiken gibt, zeigt der Fall einer 30 Jahre alten Frau. Sie holte sich über Twitter bei einem Mann Sperma, der über sich sagte, dass er Absolvent der renommierten Kyoto University ist. Er gab dazu an, die gleiche Blutgruppe wie der Ehemann zu haben, weswegen sich die Frau für das Angebot entschied.

Die Frau traf sich mit dem Mann zur Übergabe der Spende und wurde Sommer 2019 schwanger. Sie hielt dabei weiter Kontakt mit dem Mann und stellte fest, dass er gar keinen Abschluss hat. Stattdessen war er ein ehemaliger Student aus China, der auf eine nationale Universität im ländlichen Japan gegangen ist. Zu dem Zeitpunkt war die Frau bereits im fünften Monaten schwanger und wurde Februar 2020 Mutter.

Twitter als Marktplatz

Im Nachhinein bereute sie ihre Entscheidung. Hätte sie gewusst, wer der Mann wirklich war, hätte sie ihn nie ausgewählt. Sie spricht sich nun für Regulierungen aus, um gegen unehrliche Spender vorzugehen. Der Mann gab hingegen in einem Interview an, dass er die Frau nie mit der Lüge zur Annahme des Angebots drängen wollte. Er wollte nach eigenen Angaben nur seine Identität schützen, falls das Kind ihn später finden will.

Kein Einzelfall, denn auf Twitter gibt es zahlreiche Männer, die sich als Spender anbieten. Es gibt sogar eine Webseite, die potenzielle Eltern und Spender zusammenbringt. Auf den Twitter-Profilen selbst werden physische Merkmale und Bildungshintergründe sowie weitere Informationen angegeben. Viele bieten dabei ihr Sperma kostenlos und unter verschiedenen Methoden an.

Die Nachfrage ist dabei groß. Wie ein Spender in den 30ern erklärte gibt es Anfragen von Paaren mit Fruchtbarkeitsproblemen, sexuellen Minderheiten und alleinstehenden Frauen. Doch nicht nur die Informationen zu den Spendern können Schwierigkeiten machen.

Ein offenes und sicheres System für alle

Professor Mamoru Tanaka weist darauf hin, dass das Risiko von Infektionskrankheiten und Erbproblemen bei Spendern aus dem Internet höher ist, da sie nicht überprüft werden. Es besteht demnach die Gefahr, dass kranke Kinder zur Welt kommen.

Anwältin Yoko Wakamatsu warnt hingegen davor, dass einige Männer böse Absichten haben können und es kann auch passieren, dass das Sperma gar nicht vom eigentlichen Spender stammt.

Sie ruft deswegen zu gesetzlichen Bestimmungen für Samenspenden über soziale Medien auf, gerade weil die Angebote zunehmen. Potenzielle Eltern wollen hingegen ein System, das sicher ist, aber gleichzeitig für sie zugänglicher ist.

Wer nämlich von den offiziellen Stellen ausgeschlossen wird und dem das Internet zu unsicher ist, ist gezwungen ins Ausland zu gehen. Eine teure und anstrengende Angelegenheit. Vor allem in Bezug auf die weiter sinkende Geburtenrate Japans, die auf einem Rekordtief ist, würde ein offenes System allen Seiten zu gut kommen.

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