In den letzten Monaten gab es in Japan zahlreiche Berichte von Stars, die sich möglicherweise das Leben genommen haben. Eine von ihnen war die Wrestlerin Hana Kimura, die sich wegen extremem Cybermobbing das Leben nahm. Aber auch ganz normale junge Mädchen sind von dem Hass auf sozialen Medien betroffen, der sie in den Tod treibt.
Mit dem Tod von Hana Kimura wurden die Forderungen laut die Rechtslage zum Cybermobbing zu ändern. Tatsächlich soll das Verfahren zur Identifikation von Tätern vereinfacht werden. Das eigentliche Problem ist damit jedoch nicht beseitigt, das augenscheinlich von sozialen Medien selbst ausgeht.
Doppelselbstmord wegen Cybermobbing
Am 30. September sorgte der Fall von zwei Teenagern für Aufsehen, als sie zusammen von einem Hoteldach in Nagoya in den Tod sprangen. Eins der Mädchen, gerade mal 18 Jahre alt, war ein ehemaliges Mitglied einer kleinen Idolgruppe und unter dem Namen Noa Tsukino bekannt. Nur wenige Tage vor dem Selbstmord hatte sie auf sozialen Medien indirekt ihren Freitod aufgrund von Cybermobbing angekündigt.
In mehreren Posts schrieb sie, wie sie gerne ihr Leben beenden möchte. Statt Hilfe erhielt sie jedoch nur Spott. Ein Nutzer schrieb unter die Beiträge, dass sie alles nur vortäuschen würde. Am 27. September schrieb Tsukino ihre letzte Nachricht, in der sie ihren Freunden und Angehörigen für alles dankte. Als Letztes schrieb sie, dass sie nun sichergehen wird, dass sie stirbt.
Auf dem Hoteldach wurde später ihr Abschiedsbrief gefunden, in dem sie angab, dass Cybermobbing ihr den Willen zum Leben genommen hat. Besonders unter jungen Menschen löste der Todesfall im Internet große Anteilnahme aus und viele klagten, warum Tsukino nicht geholfen wurde.
Trauer schlägt in Hass und Mobbing um
Die Trauer schlug schnell in Wut gegen die Personen um, die Hasskommentare geschrieben hatten. Auch der Nutzer, der ihr vorwarf alles nur zu spielen, geriet ins Visier und löschte seinen Beitrag wieder. Ebenfalls kam heraus, dass eine Kollegin im Maid Café, in dem Tsukino gearbeitet hatte, am Mobbing beteiligte war.
Die Lage eskaliert dabei immer mehr und ein YouTuber zwang das Mädchen in einem Video niederzuknien und sich zu entschuldigen. Tsukinos Mutter befürchtet ähnliche Racheaktionen und bat deswegen die Menschen öffentlich darum mit der Verfolgung der Täter aufzuhören.
Sie wies dabei darauf hin, dass es nicht das ist, was ihre Tochter wollen würde. Am Ende waren die Rächer von Tsukino selbst zu Tätern geworden. Auch im Fall von Kimura begannen Personen Jagd auf die Täter zu machen und bemerkten dabei nicht, wie sie in das gleich negative Verhalten verfielen.
Problem liegt bei den sozialen Medien
Expertin Chiki Ogiue befürchtet, dass Gesetzesänderung solche Fälle nicht verhindern werden. Es müssten die Seiten schon selbst Maßnahmen ergreifen, damit es überhaupt nicht zum Cybermobbing kommt. Es ist zwar bereits möglich bestimmte Beiträge zu melden.
Oft funktionieren die Systeme jedoch nicht richtig und Seitenbetreiber wollen aus Angst der Verletzung der Meinungsfreiheit nicht härter durchgreifen. Ogiue fordert trotzdem ein anständiges Meldesystem, das die Angemessenheit von möglichen missbräuchlichen Posts immer sofort überprüft, wenn sie gepostet werden.
Anmerkung der Redaktion: Sollten Sie Suizidgedanken haben, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge. Unter der kostenlosen Hotline 0800-1110111oder 0800-1110222 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die schon in vielen Fällen helfen konnten, einen Ausweg aus einer problematischen Situation zu finden.