Knapp 680.000 Menschen leben in der japanischen Präfektur Shizuoka, weniger als in so mancher Großstadt des Landes. Doch in den nächsten Jahren könnten es deutlich mehr werden – denn die kleine Präfektur ist ein beliebtes Ziel für Auswanderer aus den Städten.
Das zeigt ein im Februar veröffentlichtes Ranking des Furusato Kaiki Shien Center (FKSC), das in Tokyo seinen Sitz hat. Die Institution berät beim Umzug von der Stadt aufs Land und gibt dazu auch Seminare. Jedes Jahr erstellt FKSC aus den Beratungsanfragen ein Ranking der beliebtesten Präfekturen für Umzugswillige.
Shizuoka verteidigt Spitzenplatz im Ranking
Japan ringt seit Jahren um eine Strategie gegen den Zuzug der Menschen in die Ballungsgebiete des Landes. Rund ein Viertel der Japaner lebt etwa in der Metropolregion Tokyo, die neben der Hauptstadt auch die Präfekturen Chiba, Saitama und Kanagawa umfasst. Viele ländlich geprägte Präfekturen gelten hingegen als entvölkert.
Wie die Menschen dazu motiviert werden könnten, in ländlichen Regionen zu bleiben oder in diese zu ziehen, ist darum Dauerthema in Japans Politikbetrieb. Immer wieder machen ungewöhnliche Ideen die Runde, mit denen die abgehängten Gebiete wiederbelebt werden sollen. Auch finanzielle Anreize gibt es vonseiten der Regierung – wer mit seiner Familie aus Tokyo wegzieht, darf zum Beispiel auf eine Prämie hoffen.
Um herauszufinden, in welcher Region sich die Wünsche der Umzugswilligen am besten erfüllen lassen, gibt es die Beratungsstellen des FKSC. Dort und in Online-Seminaren erfahren Ratsuchende, wie man den passenden Ort für das neue Leben findet, was beim Umzug zu beachten ist und wie es nach der Ankunft weitergeht.
Die Nachfrage nach den Beratungen stieg bereits während der Corona-Pandemie stark an, im vergangenen Jahr erreichte sie mit 52.312 Beratungen einen neuen Höchststand. Im gleichen Zeitraum fanden zudem insgesamt über 500 Seminare und Gruppenveranstaltungen statt.
Vor allem junge Menschen suchen Perspektiven
Im Rahmen der Beratungen erfasste das FKSC dann auch, für welche Präfekturen sich die meisten Umzugswilligen interessieren. Ungeschlagener Spitzenreiter ist das dritte Jahr in Folge die Präfektur Shizuoka. Auf dem zweiten Platz landete die Präfektur Nagano, gefolgt von Tochigi, Yamanashi und Fukuoka auf Kyushu.
Mit Ausnahme von Fukuoka eint die beliebtesten Präfekturen vor allem eins: sie sind nah genug an Tokyo gelegen, um alle Bequemlichkeiten der Großstadt erreichbar zu machen, ohne jedoch in den Sog der Metropolregion zu geraten. Für Shizuoka spricht nach Angaben des FKSC zudem ein angenehmes Klima, gut ausgebaute Verkehrswege und gute Beschäftigungsperspektiven.
Außerdem ist die gleichnamige Präfekturhauptstadt Shizuoka Vorreiter im Bemühen um Umzügler aus anderen Regionen. In der Stadtverwaltung ist ein Beratungsservice für Zuziehende eingerichtet, der beim Ankommen in der Präfektur unterstützt. Das macht die Region umso attraktiver.
Sollten die Ratsuchenden ihre Umzugspläne in die Tat umsetzen, dann darf Shizuoka auch mit einer deutlichen Verbesserung der demographischen Situation rechnen. Denn rund 70 Prozent der Personen, die das FKSC in 2022 beriet, waren jünger als 40 Jahre. Viele haben Familie oder suchen durch den Umzug einen Ort, an dem sie ihre Kinder aufwachsen lassen möchten. Für die Präfektur eine wertvolle Chance für die Zukunft.