AS: Viele Obdachlose im Zentrum von Tokyo haben Räumungsbescheide bekommen, obwohl sie keinen festen Wohnsitz haben und nirgendwo hinkommen.
Japans Hauptstadt versucht, bis zur Eröffnungsfeier alle wohnungslosen Menschen in dem Gebiet loszuwerden.
Obdachlose bekommen Aufforderung, zu verschwinden
Viele Obdachlose berichten, dass sie in den letzten Wochen einen Zettel von einem Beamten bekommen hätten, auf dem stünde: „Entfernen Sie ihre Besitztümer bis zum 21. Juli, weil sie ein Hindernis für die Straßenverwaltung darstellen.“
Die Frist wurde absichtlich wenige Tage vor der offiziellen Eröffnungsfeier für die Olympischen Spiele gesetzt. Kurz zuvor findet im Zentrum von Tokyo eine Veranstaltung für die Ankunft der olympischen Fackel statt.
Die Aktion der Stadtverwaltung lässt allerdings den olympischen Geist verpuffen.
Auch Menschen, die öffentliche Unterstützung erhalten und in einer Unterkunft für Notfälle untergebracht wurden, haben eine Aufforderung bekommen, ihr Zimmer bis zum 22. Juli zu räumen, da einige dieser Unterkünfte für die Olympischen Spiele genutzt werden sollen.
Behörden gehen härter gegen wohnungslose Menschen vor
Laut dem Tsukuroi Tokyo Fund, einem in Tokyo ansässigen Verein, der Obdachlosen hilft, gingen die Behörden bereits seit 2013, als Tokyo zur Gastgeberstadt der Olympischen Spiele 2020 ernannt wurde, härter gegen Wohnungslose vor.
Parks wurden verschlossen und nachts beleuchtet, um die Menschen davon abzuhalten, dort zu schlafen.
Im Januar lebten in Tokyo 1.126 wohnungslose Menschen in Parks, an Flussufern und in Bahnhofsgebäuden. Im Januar 2021 waren es laut Daten der Stadtverwaltung nur noch 862. Was mit den anderen 264 Personen passiert ist, ist allerdings unbekannt.
Außerdem werden die offiziellen Zahlen der Stadt kritisiert. Schätzungen gehen von weit mehr Menschen ohne festen Wohnsitz in Tokyo aus, als in der Statistik erfasst sind.