Kyodo: Ende letzten Jahres hat die Gouverneurin von Tokyo überraschend ein LGBTQ-Partnerschaftssystem für die ganze Präfektur angekündigt. Während an den Details noch gearbeitet wird, wurde jetzt bestätigt, dass man auch Pendler:innen mit einbeziehen will.
Es ist geplant, dass auch Menschen das LGBTQ-Partnerschaftssystem nutzen können, die aus benachbarten Präfekturen zur Arbeit, Universität oder Schule nach Tokyo pendeln. Das ist ein äußerst ungewöhnlicher Schritt, der aber noch mehr Menschen den Zugang zu dem System ermöglichen soll.
Tokyo will in vielen Bereichen für Gleichberechtigung sorgen
Zusätzlich will man die Paare auch schützen. Die Beantragung für die Partnerschaftszertifikate soll online erfolgen, damit die Personen ihre Privatsphäre schützen können und nicht zu einem Outing in Behörden gezwungen werden.
Allgemein können alle Paare das System nutzen, wenn mindestens Person einer sexuellen Minderheit angehört und beide Personen noch nicht in einer anderen offiziellen Beziehung sind. Mit den Zertifikaten sollen zumindest auf dem Papier die Paare Ehepaaren gleichgestellt werden.
Die Metropolregierung erwägt, dass die Paare sich dann für soziale Wohnprojekte bewerben können. Ebenfalls möchte man ihnen ermöglichen, in medizinischen Einrichtungen Entscheidungen für Eingriffe bei dem Partner zu übernehmen, wenn die Person nicht selbst entscheiden kann.
Wenn Paare ein Kind haben, können sie es auf dem Zertifikat eintragen lassen, womit es dann offiziell als Kind der beiden Personen registriert wird. Es ist bisher eher selten, dass auch Kinder unter dem LGBTQ-Partnerschaftssystem erfasst werden, weswegen viele den Plan loben.
Partnerschaftssystem könnte große Veränderungen erreichen
Tokyo plant das System noch diesen Herbst einzuführen. Bis Ende März sollen noch öffentliche Kommentare gesammelt werden. Gleichzeitig will die Regierung sich mit den Gemeinden in Tokyo beraten, die bereits Zertifikate ausstellen.
Allgemein hofft man, dass das LGBTQ-Partnerschaftssystem das Verständnis für die Vielfalt der Sexualität in der Bevölkerung noch weiter vertieft. Viele Organisationen und Aktivisten:innen haben hingegen die Hoffnung, dass die Zentralregierung noch stärker unter Druck gesetzt wird und endlich die Ehe für alle einführt.
Wenn Tokyo das System umsetzt, hat mehr als die Hälfte der Bevölkerung Japans die Möglichkeit, eine LGBTQ-Partnerschaft anerkennen zu lassen. Mehr als 140 Gemeinden vergeben Zertifikate. Von den 47 Präfekturen sind es bisher sechs.