In Japan gibt es sogenannte Kindercafeterien, die Kinder aus sozial schwachen Familien helfen. Sie teilen günstige oder kostenlose Mahlzeiten aus und helfen bei Problemen in der Schule.
Trotz der Tatsache, dass es viele gefährdete Kinder gibt, bleiben die Kantinen wegen der Pandemie allerdings geschlossen.
Pandemie verhindert die Wiedereröffnung vieler Kindercafeterien
So auch die Kantine Tanaka Shokudo von Yoko Yuki in Osaka, die mittlerweile seit März geschlossen ist.
„Ich möchte sie wirklich wieder eröffnen, habe aber keinen Mut dazu“, so die Betreiberin.
Bevor die Kantine geschlossen wurde, wurden etwa 300 Mahlzeiten täglich verteilt.
Yuki plante, den Betrieb im Oktober wieder aufzunehmen, aber Infektionen in der Gemeinde breiten sich immer noch aus. Sie sagte, sie habe sich entschieden, erst am Ende dieses Winters wieder zu öffnen, da ihr Personal und die Eltern der Kinder ihrer Kantine davon abrieten zu früh zu öffnen.
Tanaka Shokudo ist eine von vielen Kindercafeterien, die aufgrund der COVID-19-Pandemie vorübergehend geschlossen werden mussten und immer noch nicht wieder öffnen können.
Die Kantinen bieten nicht nur Mahlzeiten für Kinder aus finanziell angeschlagenen Familien an, sondern helfen auch, Fälle von Kindesmissbrauch und -vernachlässigung aufzudecken. Wenn die Situation anhält, könnte dies zu einer Gefährdung des Wohlergehens der Kinder führen.
Minna Shokudo Mure no Kai (Association of Mure: Cafeteria for all), eine Kinderkantine in Osakas Sumiyoshi-Station, bietet seit April keine selbst gekochten Mahlzeiten mehr an.
Stattdessen verteilt sie jetzt einmal im Monat Bento-Boxen zum Mitnehmen an die Kinder. An einem Wochenende Anfang August wurden etwa 40 Bentos zubereitet und die Kinder und ihre Mütter kamen am frühen Nachmittag in der Cafeteria an, um die Lunchpakete und Snacks in Empfang zu nehmen.
Doch die Geschäftsführerin der Kantine ist äußerst besorgt über die gegenwärtige Situation. „Wir können nicht genug Zeit damit verbringen, miteinander zu reden, während wir so arbeiten.“
Die Präfektur Okinawa hat den höchsten Anteil an Kindercafeterien Verhältnis zur Anzahl der Grundschulen im Land.
Eine Mitte August von der Präfekturverwaltung durchgeführte Umfrage ergab, dass 60 Prozent von 203 Kantinen in der Präfektur vorübergehend geschlossen wurden, darunter auch solche, die den Betrieb teilweise eingestellt haben, z.B. weil sie seltener als früher öffnen
Nach Angaben des Sozialrates in der Präfektur Aomori konnten 80 Prozent der 29 Kindercafeterien in der Präfektur ab dem 20. August nicht mehr öffnen.
In der Präfektur Yamanashi wurden Berichten zufolge alle 30 Kantinen ab dem 7. September ihren Betrieb eingestellt.
Vier Hauptgründe warum viele Kantinen nicht wiedereröffnen können
Die in Tokyo ansässige gemeinnützige Organisation Musubie, die landesweit Kindercafeterien unterstützt, nannte vier Hauptgründe, warum solche Lokale nicht wiedereröffnet werden konnten.
Private Häuser und Einrichtungen, in denen sie Mahlzeiten anbieten, sie gelten als Infektionsherd, da die 3C´s nicht erfüllt werden können; die Mitarbeiter haben Angst, sich anzustecken, weil sie älter sind; den Betreibern geht das Geld wegen der kostspieligen Maßnahmen zur Infektionsprävention, einschließlich der Desinfektion, aus; und sie können wegen der Einschränkungen bei der Nutzung öffentlicher Einrichtungen keine Plätze für ihr Angebot sichern.
Im Juni befragte Musubie 238 Betreiber von Kindercafeterien in 37 Präfekturen, die über große Netzwerke solcher Lokale im ganzen Land verteilt sind. Dabei stellte sich heraus, dass mehr als 80 Prozent von ihnen ihre Kantinen vorübergehend geschlossen hatten, wobei fast die Hälfte angab, sie hätten noch nicht entschieden, wann sie wieder öffnen.
Musubie zufolge sahen sich einige Betreiber gezwungen, ihre Wiedereröffnungen, die ursprünglich für den Sommer oder Herbst geplant waren, zu verschieben.
„Wenn die Cafeterien weiterhin geschlossen bleiben, können sie den Problemen der Kinder nicht ausreichend Gehör schenken“, so ein Sprecher von Musubie. „Kinder könnten Gefahr laufen, sozial isoliert zu werden.“
Deutlich weniger Spenden
Ein weiteres Problem ist, dass die Spendenfreudigkeit der Menschen immer weiter sinkt, da die Pandemie für Lohneinbußen gesorgt hat.
Gerade da die Kosten durch Desinfektionsmaßnahmen steigen, bringt diese Situation viele Betreiber in große Probleme, da sie auf die Spenden angewiesen sind.