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Beantragungssystem sorgt für lange Wartezeiten

Staatliche Fördermittel für Telearbeit zwingen Mitarbeiter ins Büro

In Japan versuchen viele Unternehmen weiterhin Maßnahmen zu ergreifen, um das Ansteckungsrisiko mit Covid-19 bei Mitarbeitern zu reduzieren. Besonders Telearbeit ist deswegen immer mehr ein Thema. Damit kleine oder mittlere Unternehmen sich die Systeme fürs Arbeiten von Zuhause leisten können, gibt es Unterstützung von der Regierung. Ironischerweise zwingt der Antrag die Mitarbeiter der Unternehmen jedoch, ins Büro zu fahren.

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Seit März gibt es die staatliche Hilfe vom Arbeitsministerium, die etwa die Hälfte der Ausgaben decken soll. Maximal können Unternehmen jedoch nur 1 Million Yen (8.295,61 Euro) erhalten. Davon sollen unter anderem Routerleasing, Computer oder andere technische Ausrüstung bezahlt werden. Obwohl das System verhindern soll, dass Mitarbeiter ins Büro müssen, verursacht es genau das Gegenteil.

Dokumente, Dokumente und mehr Dokumente

Grund dafür ist die Form des Antrags. Unternehmen müssen nämlich einen komplett papierbasierten Prozess durchlaufen. Neben dem Antragsformular müssen zahlreiche andere Belege ausgefüllt werden, die nur ausgedruckt eingeschickt werden können.

Als zusätzliche Unterstützung hat die Regierung von Tokyo ihr eigenes System an den Start gebracht, was zur Kostendeckung von technischen Geräten ein Hilfsgeld von bis zu 2,5 Millionen Yen ermöglicht. Anträge sind noch bis Juli möglich.

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Der Aufwand von dem Programm unterscheidet sich kaum von der nationalen Version. Zu dem Antrag müssen mindestens 13 weitere Belege mit der Post verschickt werden. Dazu gehören Sicherheitspläne für die Mitarbeiter sowie die schriftlichen Zustimmungen.

Auch Regierungsbeamte werden in Büros gezwungen

Für die Unternehmen heißt es deswegen Unterlagen sammeln, den Rest online ausfüllen, alles ausdrucken, stempeln und dann zur Post bringen. Das alles geht in den meisten Fällen nur vom Büro aus und kostet zusätzlich viel Zeit.

Shinjiro Ichikawa von Yokobiki Shutter in Tokyo beantragte die Unterstützung. Für ihn war es eine große Zeitverschwendung. Dazu weiß er immer noch nicht, ob er nun überhaupt Hilfe bekommt und sie haben bis jetzt mit der Telearbeit noch nicht beginnen können.

Das Verfahren ist dabei nicht nur für die Firmen sehr mühsam. Auch die Behörden quälen sich ab. Sobald der Antrag bei ihnen eingeht, müssen Beamte alle bereitgestellten Belege physisch genau überprüfen. Deswegen müssen mindestens 100 Personen auch in die Büros der Regierung, um alles zu bearbeiten.

Besserung erst beim nächsten Mal

Das ganze System führt dazu, dass die Bearbeitung der Anträge sehr lange dauert und Unternehmen dementsprechend auf ihr Geld warten müssen. Ichikawa ist deswegen nicht der einzige, der weiter in Ungewissheit lebt. Von beiden Seiten gibt es daher mittlerweile viel Unmut und die Forderung, den Papierkram besser in den Griff zu kriegen.

Schon am 27. April forderte Premierminister Shinzo Abe, dass das System dringend überdacht werden muss. Das Ministerium entschuldigte sich hingegen für die Probleme. Sie hatten nach eigenen Angaben noch nicht genug Spielraum, um ein neues System zu erstellen. Sie hoffen jedoch beim nächsten Mal ein Online-Angebot haben. Dass es noch Anpassungen an das aktuelle System gibt, ist deswegen unwahrscheinlich.

Ms

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