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Elektromobilität und Katastrophenschutz

Elektroautos sollen in Japan bei Stromausfällen Energie liefern

Elektromobilität gilt derzeit als der zuverlässigste Weg, den weltweiten Personenverkehr nachhaltig zu gestalten. Auch in Japan bemüht sich die Regierung um einen Ausbau der Infrastruktur – und Japans Autobauer steuern kreative Ideen bei.

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Denn während in Deutschland noch so mancher befürchtet, mehr Elektroautos könnten Stromausfälle verursachen, sollen sie in Japan bei ebensolchen gerade erst zum Einsatz kommen. Ein vielversprechendes Konzept dazu haben die beiden Unternehmen Hitachi Building Systems und Nissan Motor Anfang des Jahres vorgestellt.

Elektroautos werden zu Energiespendern

Die Idee: Elektrofahrzeuge sollen in die Lage versetzt werden, Strom aus ihren Batterien bei Bedarf abzugeben, um damit elektrische Geräte während eines Stromausfalls zu betreiben. Anwendung finden soll die Technologie im Katastrophenschutz.

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Schließlich sind die japanischen Inseln häufig von Erdbeben betroffen, die immer wieder auch zu räumlich begrenzten Stromausfällen führen können. Zudem bereitet sich das Land schon lange auf von Wissenschaftlern vorhergesagte Megabeben vor, die auch dicht besiedelte Gebiete und die Hauptstadt Tokyo betreffen sollen.

Zehn Stunden Strom für den Fahrstuhl

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Katastrophenschutz ist daher Dauerthema im Land. Katastrophenschutz-Übungen gehören zum Jahresplan der Menschen fest dazu, Wissen über das Verhalten bei einem Erdbeben lernen schon die Kleinsten. Beim Aus- und Umbau der Städte werden kreative Schutzkonzepte umgesetzt, mit denen etwa eine Parkanlage im Notfall zum Camp für Evakuierte werden kann.

Das im Januar vorgestellte Konzept für Elektrofahrzeuge kann weiter dazu beitragen, Katastrophenvorsorge mit dem Alltagsleben zu verbinden. Zentrales Element ist das V2X System – eine Weiterentwicklung der Ladesäulen für Elektroautos. Mit V2X lassen sich die Fahrzeuge nicht nur laden, sondern sich auch als „Batterie“ zum Beispiel mit dem Stromnetz eines Gebäudes verbinden.

In Tests wurde ein Nissan-Elektroauto des Typs „Sakura“ mit dem Fahrstuhl eines sechsstöckigen Gebäudes verbunden. Zehn Stunden lang konnte das Fahrzeug den Fahrstuhl am Laufen halten und verbrauchte in der Zeit gerade einmal die Hälfte seiner Ladung.

Eine volle Batterieladung, so der Testbericht, würde ausreichen für 263 Fahrstuhl-Fahrten mit neun Passagieren zwischen dem ersten und sechsten Stockwerk des Gebäudes. Einzige Einschränkung: der Fahrstuhl bewegt sich mit einer verringerten Geschwindigkeit von 30 Metern pro Minute. Im Katastrophenfall ist das mehr als ausreichend, um Evakuierungen zu unterstützen.

Katastrophenschutz als Alltagsaufgabe

Nicht nur Fahrstühle sollen an V2X angeschlossen werden, auch andere elektrische Geräte können im Notfall mit dem System betrieben werden. Ein Sprecher der Unternehmen nannte unter anderem Wasserpumpen, Lichtanlagen und Klimaanlagen, die bei einem Stromausfall mithilfe von Elektrofahrzeugen weiterlaufen können.

Nach Angaben der Entwickler lässt sich das V2X-System im Rahmen des Ausbaus von Ladekapazitäten im Land ohne Probleme an bestehenden Wohnhäusern und Gebäuden installieren. Der Ausbau der Elektroinfrastruktur dient dann gleichzeitig dem Katastrophenschutz.

Aktuell befinden sich Nissan und Hitachi in der Vorbereitung für weitere Tests mit höheren Gebäuden, wie sie in Großstädten zu finden sind. Bis zum Ende des Jahres sollen auch andere Einsatzmöglichkeiten geprüft werden, bevor man das System bei Unternehmen und Verwaltungen anbieten möchte.

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