Ein großer Spielzeughersteller aus Tokyo stellte vor Kurzem seinen neuen KI-Lautsprecher vor, der viel mehr sein soll als ein einfaches Spielzeug. Einigen Nutzern trieben seine Fähigkeiten schon Tränen in die Augen. Das Gerät kann die Stimmen von Freunden oder verstorbenen Familienmitgliedern wiedergeben und diese so wieder auferstehen lassen.
Tomy hat seinen coemo-Lautsprecher bereits im letzten Jahr auf den Markt gebracht. Dabei handelt es sich um ein System mit KI, das lernt, wie Menschen denken oder sprechen, um die Stimmen später zu reproduzieren. Mit dem bisherigen coemo können sich die Benutzer Kindergeschichten aus Japan und anderen Ländern der Welt anhören, die mit der Stimme eines Familienmitgliedes oder Freundes gesprochen werden.
KI lernt immer mehr vom Menschen
Damit das System funktioniert, muss das Gerät die Gelegenheit bekommen, die Stimmen der Eltern zu lernen. Dafür müssen Mutter und Vater zunächst verschiedene Beispiel-Sätze aus dem täglichen Leben in eine App sprechen. Insgesamt beträgt die Aufnahme-Zeit 15 Minuten. Aus diesem setzt die KI dann Geschichten zusammen, auch wenn die Eltern diese noch nie vorgelesen haben. Die Stimme klingt vom Tonfall und der Sprechweise genauso wie der betreffende Elternteil.
Tomy will mit seinem Lautsprecher die Möglichkeiten eines einfachen Spielzeugs erweitern. Bisher werden die Stimmen nur für das Erzählen von Geschichten aufgenommen. Auf diese Weise will der Hersteller verhindern, dass das System für illegale Zwecke wie Betrug verwendet wird.
Das in ebenfalls Tokyo ansässige Unternehmen alt Inc. hat eine eigene KI programmiert, die die Denkweise von Menschen erlernen kann und so eine Art digitalen Klon einer Person erstellt. Um einen Klon zu erschaffen, braucht das Unternehmen Informationen über den Menschen. Dazu gehören Erfahrungen, Schriften oder Bücher, die gern gelesen werden. Je mehr verfügbaren Daten bereitgestellt werden, desto größer die Ähnlichkeit. Die Informationen werden in einer Cloud gespeichert.
Missbrauch macht Menschen immer mehr Angst
Tritt später jemand mit einer bestimmten Frage an die KI heran, greift diese auf die Informationen der Cloud zu und gibt Antworten, wie sie die betreffende Person wahrscheinlich ebenfalls gegeben hätte. Auf diese Weise können Verstorbene späteren Generationen weiterhin zur Seite stehen. Bisher interessieren sich vor allem wohlhabende Kunden und Unternehmen für das Angebot, einen digitalen Klon zu erstellen.
coemo und der digitale Klon haben viele Ähnlichkeiten mit ChatGPT, der KI, die gerade international für Furore sorgt. Die Systeme sind aber personalisierter. Dafür kann ChatGPT scheinbar wie irgendein Mensch auf Fragen antworten. Der Chatbot kann ganze Geschichten selbst schreiben oder Dialoge führen. Digitale Klone werden aber von einer einzelnen Person hergestellt.
Die Möglichkeiten der neuen Technik können aber auch negativ verwendet werden. Im Vorfeld des Staatsbegräbnisses des ehemaligen Premierministers Shinzo Abe tauchte ein Video auf, in dem eine KI-Stimme zu den Menschen spricht. Ähnliches ist bereits anderen Prominenten und hohen Würdenträgern passiert, von denen plötzlich Videos auftauchten, die sie nie selbst hergestellt haben.
Die Technologie ist mittlerweile so weit entwickelt, dass man kaum noch zwischen künstlicher und echter Stimme unterscheiden kann. Diese Angebote geben den Menschen die Möglichkeit, mit den KI-Stimmen vertrauter zu werden, sodass immer mehr Services damit funktionieren. Die rasanten Entwicklungen machen die Menschen aber auch nervös, da einige fürchten, dass die KI irgendwann Menschen kontrollieren kann. Experten sind sich aber sicher, da die KI ein von Menschen geschaffenes System ist, können sie es auch kontrollieren. Gegebenenfalls müsste man über Gesetze für technologischen Fortschritt sprechen.