Den Müll rausbringen, damit tun sich viele Menschen schwer. In Japan ist der richtige Umgang mit Abfall aber besonders herausfordernd. Künstliche Intelligenz soll dabei helfen, Müll richtig zu trennen.
Japan gilt weltweit als besonders sauberes Land, in dem auf den Straßen praktisch kein Müll zu sehen ist. Auch machten komplexe Regeln zur Mülltrennung schon öfters weltweit Schlagzeilen. In einzelnen Orten gibt es gar Dutzende Müllkategorien, die an unterschiedlichen Tagen bei den Haushalten eingesammelt werden.
Mülltrennung bereitet vielen Menschen Schwierigkeiten
Doch trotz strenger Abfallregeln und dem Bemühen um viel Recycling gibt es bei der Müllentsorgung in Japan immer noch viel zu tun. Zu viele Menschen haben Probleme zu entscheiden, welcher Kategorie bestimmter Müll angehört. In der Präfektur Chiba gibt es darum seit 2021 digitale Unterstützung.
Jeden Tag erhielt die Verwaltung der gleichnamigen Präfektur-Hauptstadt Chiba zahlreiche Anfragen von Bürgern zur Mülltrennung. Gleichzeitig mehrten sich Beschwerden, dass die Angestellten telefonisch nur schlecht erreichbar seien. Also suchte die Stadt nach Möglichkeiten, den Menschen unkompliziert und passgenau Informationen zur Mülltrennung und -entsorgung zu geben.
Das Ergebnis ging im Sommer 2021 online: ein per künstlicher Intelligenz (KI) agierender Chatbot. Rund um die Uhr steht er bereit, Fragen zum Haushaltsmüll zu beantworten. Doch die Nutzerzahlen blieben gering. Weniger als 5000 Anfragen erhielt der Chat-Bot pro Monat, viel mehr gingen weiterhin direkt bei der Stadt ein.
Anfang Februar wurde der Bot nun um eine neue Funktion erweitert, die ihn noch nützlicher machen und seine Beliebtheit steigern soll: Wer das Chatmenü aufruft, der findet nun einen Foto-Button. Mit dem lässt sich ein Foto des Mülls hochladen, das dann von der KI analysiert wird. Die gibt dann Tipps, nach welchen Kriterien der erkannte Müll getrennt und entsorgt werden sollte.

Aktuell ist die Genauigkeit der Erkennung jedoch gering, gibt die Stadt zu. Im Test für diesen Artikel etwa erkannte der Bot Glasflaschen mit alkoholischen Getränken nicht. Er fragte stattdessen, ob wir Informationen zur Entsorgung von Speiseölen in Plastikbehältern wünschen.
Darum läuft die neue Funktion bis Dezember 2023 im Testbetrieb. Je öfter der Bot mit neuen Bildern trainiert wird, desto genauer sollen seine Analysen werden. Sobald man zufrieden mit den Fähigkeiten der KI ist, wird sie vollständig in die Informationssysteme der Stadt integriert und allen Bürgern zugänglich gemacht.
Chiba ist nicht die einzige Präfektur, die sich Gedanken über einen besseren Umgang mit Müll macht. Auch in Kyoto gab es kürzlich einige Änderungen. Dort appelliert die Regierung direkt an die Menschen, indem die Bezeichnungen für Müllkategorien geändert wurden. Statt von „brennbarem Müll“ ist nun etwa die Rede von „Müll, der nur verbrannt werden kann“. Das soll dazu anregen, genauer über die möglichen Entsorgungswege nachzudenken – und den nachhaltigsten zu wählen.