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Post aus der Luft

Paketzustellung per Drohne erreicht in Japan Autonomie-Level 4

Dank Drohnen bekommt „Luftpost“ in Japan bald eine ganz neue Bedeutung. Nach einem erfolgreichen Testflug der Japan Post Co. sind die Weichen gestellt für vollautomatisierte Paketzustellungen per Drohne.

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Vorausgegangen war dem Test eine Änderung der Regeln für Drohnenflüge im Dezember 2022. Japans Regierung hatte das generelle Verbot von automatisierten Flügen über Wohngebieten aufgehoben – und damit einer neuen Stufe des Transports die Türen geöffnet.

Drohnen-Tests bei Japan Post seit 2018

Warenlieferungen per Drohne sind in Japan bereits seit einigen Jahren Teil des Transportwesens, waren aber in ihrem Umfang beschränkt. So durften vollautomatische Flüge nur über unbewohnten Gebieten stattfinden, Lieferungen oder Testflüge über Wohngebieten mussten von Bodenpersonal begleitet werden.

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Ganz vorne dabei im Drohnengeschäft ist die Japan Post Co., die für den Großteil des Postwesens im Land verantwortlich ist. Dort laufen schon seit einigen Jahren Tests für den Transport von Paketen per Drohne.

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Bereits 2018 erhielt die Japan Post von der Regierung die erste Genehmigung für autonome Drohnenflüge, bei denen ein Pilot außer Sichtweite nur im Bedarfsfall eingreift. Durchgeführt wurden die Flüge, um Lieferungen zwischen den Postämtern Odaka und Namie in der Präfektur Fukushima durchzuführen – eine Strecke von immerhin 9 Kilometern.

Ein Jahr später flog die erste Post-Drohne über die Berghänge von Okutama, ein Dorf im ländlichen Westen der Präfektur Tokyo. Vom Postamt aus brachte sie ein Paket innerhalb von zehn Minuten zu einem Privathaus und war damit doppelt so schnell wie ein regulärer Paketbote auf der gleichen Strecke.

Drohnentechnik aus japanischer Entwicklung

Doch das Verbot, über Wohngebiete zu fliegen, verhinderte es bisher, die Drohnen mit maximaler Effektivität einzusetzen – nämlich vollautomatisch und auf dem direktesten Weg zum Ziel. Das hat sich dank der neuen Regelungen der japanischen Regierung nun geändert.

Als erstes Unternehmen landesweit erhielt Japan Post nach eingehender Prüfung die Genehmigung zur Durchführung von Level-4-Flügen: Drohnen-Flüge, bei denen kein Pilot mehr am Flug beteiligt ist. Stattdessen sind die Drohnen mit Backup-Systemen ausgestattet, um Ausfälle im System kompensieren zu können.

Auf diesem Autonomie-Level sind die Drohnen auf festgelegten Routen, die vorher genehmigt werden müssen, unterwegs. Eine vollständige Steuerung per KI, die auch das Lernen, Planen und Optimieren neuer Routen erlauben würde, ist erst auf Level 5 möglich, an dem bisher noch gearbeitet wird.

Ende März war es nun wieder das Dorf Okutama, wo der erste Level-4-Drohnenflug der Japan Post stattfand. Während bei einem Level-3-Test einige Jahre zuvor noch mehrere Post-Angestellte das Geschehen von der Straße aus überwachten und auf die Sicherheit von Autos und Fußgängern achten mussten, wartete diesmal erst am Zielhaus ein Empfangskomitee aus Angestellten und Pressevertretern auf die Drohne.

Durchgeführt wurde der Testflug mit einer Drohne der in Tokyo ansässigen Firma ACSL Ltd. Über 4,5 Kilometer brachte die Drohne ein Paket mit Alltagsgegenständen vom Postamt zu einem Haus in den Bergen. Dort wurde das Paket von Wataru Komine entgegengenommen, neun Minuten nachdem es vom Dach des Postamts abgehoben war.

Bei Regen verliert die Drohne gegen den Menschen

Der 64-Jährige äußerte sich gegenüber der Zeitung Mainichi Shimbun positiv über die Erfahrung. „Es ist gut wenn sich keine Menschen anstrengen müssen, um die Pakete zu tragen. Besonders im Winter ist das hilfreich“, sagter er.

Für ebensolche Situationen – Lieferungen, die für Menschen mit besonderen Anstrengungen verbunden sind – möchte Japan Post die Drohnen bald vermehrt nutzen. Das bedeutet, die Technologie soll vorrangig in entlegenen oder schwer zugänglichen Gebieten mit wenig Bevölkerung genutzt werden.

Noch im aktuellen Finanzjahr sollen die Drohnenlieferungen zum Standard-Repertoire von Japan Post gehören, so die Ankündigung. Vor allem im ländlichen Raum wird man ihr Surren dann öfter hören – in dicht bevölkerten Gebieten wie der Hauptstadt Tokyo ist ein Einsatz dagegen wenig sinnvoll.

Ganz ersetzen werden die Drohnen den klassischen Paketboten aber so schnell trotzdem nicht. Teils aus ganz profanen Gründen. So musste nämlich ein Teil des Tests in Okutama abgesagt werden, als Regen einsetzte. Für einen Menschen kein Problem – doch bis zur wetterfesten Drohne wird es noch eine Weile dauern.

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