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Versorgung statt Einschläfern

Tierschutz in Japan profitiert zunehmend vom Heimatsteuer-System

Als Tierschutzparadies ist Japan nicht gerade bekannt. Doch in den letzten Jahren hat sich einiges getan, um den Umgang insbesondere mit „unerwünschten“ Tieren zu verbessern. Einen immer größeren Anteil daran hat die Heimatsteuer.

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Der Gedanke hinter der Heimatsteuer: Menschen können freiwillig an ihre Heimatregion spenden, auch wenn sie dort nicht mehr leben, und erhalten dafür Gegenleistungen – etwa eine lokale Spezialität oder eine Steuererleichterung. Tatsächlich ist es aber möglich, auch an andere Regionen zu spenden – was zu einem Wettbewerb der japanischen Städte führte. Jeder wollte mit den besten Geschenken Geld von Spenden-Willigen abgreifen.

Immer weniger getötete Tiere in Japan

Zwischenzeitlich musste die japanische Regierung eingreifen und den Gegenwert für die Spenden auf ca. 30 Prozent des Spendenwertes beschränken. Der Beliebtheit des Systems hat das aber keinen Abbruch getan – erst im vergangenen Jahr wurde ein Einnahme-Rekord von 672,5 Milliarden Yen (ca. 4,4 Milliarden Euro) vermeldet. Davon profitiert auch der Tierschutz – und das oft ganz ohne Gegenleistung.

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Denn viele Kommunen bieten an, dass Spenden konkret für den Tierschutz in der Region abgegeben werden. Damit der volle Betrag in die gute Sache fließen kann, sind die Spendenden hier zumeist bereit, auf ein Dankes-Geschenk zu verzichten.

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Mit den Geldern möchten die Kommunen Fälle reduzieren, in denen streunende oder aus verschiedenen Gründen nicht „erwünschte“ Tiere eingeschläfert werden. Noch bis 2013 lag etwa die Gesamtzahl der in Japan auf diesem Weg getöteten Katzen bei 128.241 – seitdem sank sie bis 2020 auf nur noch 23.764.

Parallel dazu stieg die Zahl an Gemeinden, in denen etwa Ehrenamtliche und Non-Profit Gruppen die Versorgung der Tiere übernehmen – oft finanziert mit Mitteln aus der Heimatsteuer. Die Stadt Saku in der Präfektur Nagano etwa unterstützt Freiwillige, die aufgegriffene Streuner-Katzen sterilisieren. Dafür kamen über die freiwillige Steuer rund 9 Millionen Yen (ca. 63,000 Euro) zusammen.

Neue Ausbildung für Rennpferde im Ruhestand

Das Ergebnis: in den vergangenen Jahren musste in Saku nicht eine einzige Katze durch die Stadt eingeschläfert werden. Darauf ist man in der Stadtverwaltung durchaus stolz – und dankbar gegenüber den Spendern aus dem ganzen Land.

Die Möglichkeit, über die Heimatsteuer für den Tierschutz zu spenden, gibt es schon länger. 2014 begann das Portal „Furusato Choice“, eines von mehreren Heimatsteuer-Portalen, mit entsprechenden Sammelaktionen. Bis 2022 kamen bei Furusato Choice auf diesem Wege 2,5 Milliarden Yen (ca. 17,7 Millionen Euro) für 69 Gemeinden in Japan zusammen.

Einer der Profiteure ist die Organisation „ThouroughbRet Japan“ in der Stadt Kibichuo, Präfektur Okayama. Die kümmert sich um Rennpferde „in Rente“. Jährlich sind es rund 5000 Tiere, die in Japan aufgrund von Alter, schlechter Leistung oder Verletzungen aus dem Wettbewerb ausscheiden.

Rennpferd beim Training
Bei ThoroughbRet Japan werden Rennpferde auf ein neues Leben abseits der Rennbahn vorbereitet. Bild: MS

Denen droht in Japan oftmals noch der Weg zum Schlachter, doch immer mehr wächst das Bewusstsein dafür, dass es einen gerechteren Umgang mit den Tieren braucht. Immerhin haben die meisten Rennpferde nach ihrem Karriere-Ende im Durchschnitt noch 20 Lebensjahre vor sich.

Bei ThouroughbRet Japan werden die ehemaligen Rennpferde darum neu ausgebildet, entweder zum Freizeit-Reiten oder als Therapie-Pferde. Die Kosten für Personal und Futter deckt die Stadt über Einnahmen aus der Heimatsteuer. Etwa 200 Pferde konnte die Organisation bereits neu ausbilden und in ganz Japan vermitteln.

Ob seltenes Kaninchen oder Bär – viele Arten profitieren

Doch nicht nur Nutz- und Haustiere, auch Wildtiere profitieren von den Spenden. Einige der Projekte bei Furusato Choice widmen sich dem Schutz der japanischen Natur und ihrer Bewohner. In der Präfektur Kagoshima im Süden Japans bemüht sich etwa die Stadt Tokunoshima um den Schutz der Ryukyu-Kaninchen.

Die Tiere zählen als eine der urtümlichsten Hasen-Arten und sind darum streng geschützt. Immer wieder geraten sie jedoch in Unfälle mit Autos. Um das zu verhindern und den Hasen eine sichere Querung der Straßen zu ermöglichen, setzt Tokunoshima auf Heimatsteuer-Gelder.

Während im Süden kleine Kaninchen geschützt werden, geht es in der Präfektur Ishikawa um wesentlich größere Tiere. Die Stadt Komatsu arbeitet dort an „satoyama“ genannten Gemeinschafts-Wäldern, die sich Menschen und Bären friedlich teilen können.

Dass auch in Zukunft die Bereitschaft bestehen wird, ohne Gegenleistung für den Tierschutz zu spenden, daran glaubt Erika Tanaka fest. Sie ist eine Sprecherin der Firma Trustbank Inc., die aus Tokyo heraus das Portal Furusato Choice verwaltet.

„Tierschutz zieht üblicherweise viele Spenden an, ebenso wie Projekte für den Wiederaufbau nach Katastrophen und Unterstützung für Kinder,“ sagte sie der japanischen Zeitung Mainichi. „Ich hoffe, die Menschen erfahren durch unsere Website mehr über die Anstrengungen der verschiedenen Gemeinden und Gruppen und unterstützen die Projekte, wenn sie ihnen gefallen.“

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