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Tochter von Sektengründer und Massenmörder Shoko Asahara erwirkt Enterbung ihrer Eltern

1995 kamen bei einer Giftgasattacke auf die U-Bahn in Tokyo 13 Menschen ums Leben. Drahtzieher des Attentats war die sogenannte Aum Shinrikyo Sekte um Gründer Shoko Asahara. Dessen Tochter hat nun vor Gericht erwirkt, dass ihre Eltern keinerlei Rechte auf ihr Erbe erhalten dürfen.

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Es war vermutlich der verheerendste Anschlag in Japans Geschichte. Vor 22 Jahren verübten Mitglieder der Endzeitsekte „Aum Shinrikyo“ einen Saringas-Anschlag auf die Tokyoter U-Bahn, bei dem 13 Menschen ums Leben kamen und mehr als 6.000 verletzt wurden. Der Drahtzieher und Gründer der Sekte, Shoko Asahara, der mit bürgerlichem Namen Chizuo Matsumoto heißt, sowie neun seiner „Jünger“ wurden bereits zum Tode verurteilt und warten seitdem auf die Vollstreckung der Todesstrafe.

Asaharas vierte Tochter hat nun vor einem Gericht in Yokohama erwirkt, dass ihr Vater (62) und ihre Mutter (59), die ebenfalls ein führendes Mitglied der Sekte ist, keinerlei Recht auf das Erbe ihrer Tochter erhalten sollen, sollte ihr etwas zustoßen.

„Ich habe nun keine Verbindungen mehr zur Aum Shinrikyo und ich habe weder meine Familie noch andere Ex-Mitglieder der Sekte kontaktiert“, so die 28-Jährige auf einer Pressekonferenz in Tokyo.

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Das Gericht hat anerkannt, dass die junge Frau in der Vergangenheit von ihren Eltern missbraucht wurde. Auch sei man sich der schwierigen Umstände bewusst, die die Tochter nach der öffentlichkeitswirksamen Verhaftung ihrer Eltern durchleben musste.

Nach Auffassung der Richter hat die heute 28-Jährige aufgrund ihrer familiären Herkunft erhebliche Nachteile erleiden müssen. So wurde sie von Schulen abgelehnt, lebte in einem instabilen Umfeld und wurde von Mitmenschen diskriminiert und ausgestoßen.

„Ich habe ihn nie Vater genannt“, so die junge Frau, die ihren Namen nicht für die Öffentlichkeit preisgeben möchte. „Ich wünsche mir ein System, das es Menschen erlaubt, den Kontakt mit extrem problematischen Eltern abzubrechen.“

Laut dem Anwalt der 28-Jährigen haben beide Elternteile keinerlei Widerspruch eingelegt. Asahara selber blieb der Vernehmung zu dem Fall fern.

Die Aum-Sekte und der Anschlag auf die U-Bahn in Tokyo

Der Sektengründer, der mit bürgerlichem Namen Chizuo Matsumoto heißt, gewann 1986 auf einer Reise in den Himalaja angeblich die Erleuchtung und ließ sich von seinen Anhängern als Wiedergeburt des hinduistischen Gottes Shiva anbeten. Im Juli 1987 gründete er die Gruppe Aum Shinrikyo („Höchste Wahrheit“), die zwei Jahre als religiöse Körperschaft anerkannt wurde. Mit einer Mischung aus buddhistischen, hinduistischen und christlichen Elementen zog der redegewandte Mann vor allem junge und gebildete Japaner in seinen Bann. Mitte der 90er Jahre hatte die Sekte über 10.000 Anhänger – für eine Aufnahme in die Gemeinschaft mussten Anhänger ihr Vermögen an die Gruppe übertragen.

Die Aum Sekte verübte bereits 1994 einen Saringas-Anschlag in Matsumoto. Bei der Attacke kamen 7 Menschen ums Leben, über 144 wurden verletzt. Asahara war auch Drahtzieher mehrerer von seinen Jüngern begangenen Morde mit insgesamt 27 Todesopfern. Am 20. März 1995 kam es dann zum folgenreichsten Anschlag in der japanischen Geschichte: Dabei setzten Mitglieder der Aum-Sekte das Nervengas Sarin in mehreren Zügen der Tokyoter U-Bahn frei. Das Nervengas transportierten die Attentäter in Plastiktüten, die sie mit Regenschirmen durchstachen. Noch heute leiden zahlreiche Opfer unter den körperlichen und psychischen Folgen des Anschlags.

Am 27. Februar 2004 verurteilte das Bezirksgericht Tokyo den Sektengründer nach 8 langen und öffentlichkeitswirksamen Prozessjahren zum Tod durch den Strang. Asahara sitzt bis heute im Todestrakt und wartet auf seine Hinrichtung.

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