Gestern erzählte ich, wie ich in Unazukionsen ankam. Im heutigen Teil 2 beschreibe ich euch die Fahrt mit dem Torokko Zug. Alle einsteigen, bitte!
Die Fahrt zum Zielort „Kanetsuri“: Der Förderzug hatte mehrere Waggons. Auf meinem Ticket war vermerkt, in welchen Waggon ich einsteigen musste. Seltsamerweise waren auf der Einstiegsseite schon alle Plätze besetzt und es war schwierig auf die dahintergelegenen Plätze zu gelangen. Es war jedoch kein Japaner aufgestanden oder hatte etwas Platz zum Durchgehen gemacht. Das fand ich doch sehr unhöflich! War dies vielleicht ein Zeichen von Ausländerfeindlichkeit? Zum Glück wurde ich eines Besseren belehrt und beobachtete auch ältere japanische Personen, die sich mit dem gleichen Problem auseinander setzen mussten.© Sumikai.com/StefVor der Abfahrt kam noch ein Fotograf und fotografierte jede einzelne Person oder Gruppe. Das fand ich doch etwas seltsam.
Der Zug fuhr los und entfernte sich vom Bahnhof. Wir kamen an einer schönen roten Brücken vorbei, die über den wunderhübschen Kurobe-Fluss (黒部川) ragte.© Sumikai.com/Stef
Wenig später überquerte der Zug den Fluss vollständig und all die schöne Szenerie spielte sich nun auf der anderen Seite ab – und zwar auf der Seite der Personen, die mir den Weg in den Zug hinein versperrten. Jetzt wurde mir auch alles klar. Leider hatte ich nun immer fremde Hinterköpfe auf meinen geschossenen Fotos. Das war sehr schade. Aber zum Glück gab es ja noch die Rückfahrt!
Während der Fahrt sprach eine weibliche Stimme durch die Lautsprecher und erklärte besondere Orte oder Gegenstände, an denen wir vorbeifuhren. Leider war das Zuggeräusch zu laut, die Lautsprecherqualität zu schlecht und letztendlich mein Sprachkenntnisstand zu niedrig, um wirklich alles verstehen zu können. Nichtsdestotrotz entschädigte die tolle Aussicht dieses Problem und auch die Kälte durch den vorbeiziehenden Wind. Zum Glück habe ich dies im Voraus bedacht und zog später meine mitgenommene Jacke an.
Manchmal sah man entgegenkommende Züge in den Bahnhofsstationen, die dort auf unseren Zug warteten. Es ist nämlich so, dass es auf der Strecke oft nur eine Bahnschiene für beide Richtungen gibt und so müssen die Züge aufeinander warten, erst danach kann die Reise fortgesetzt werden. Die Ausdrücke auf den Gesichtern der anderen Touristen gleichten sich oft. Entweder schauten sie mit einem leichten Lächeln durch die Gegend (ca. ¾ der Leute) oder aber sie schliefen tief und fest (ca. ¼). Ich dachte, wie kann man so eine schöne Aussicht verpassen wollen?
Mögliche Antworten könnten gewesen sein: die Gegend auf dem Hinweg anzuschauen reichte aus, die sehr lange Zugfahrt machte einfach müde oder sie mussten der japanischen Schlafkultur in Zügen pflichtgetreu gerecht werden. Vermutlich war es von Allem ein bisschen.
Ankunft in Kanetsuri:
In Kanetsuri angekommen, ging ich den anderen Menschen hinterher und passierte einen kleinen Tunnel und ein Häuschen mit einem Verkaufsstand davor. Man konnte dort unter anderem Ramune (ラムネ) erwerben. Das ist ein japanisches Limonadengetränk, gefüllt in einer besonderen Flasche mit einer Glaskugel als Verschluss. Das Getränk ist unserem Sprite sehr ähnlich.
fAls ich etwas weiter ging, kam ich zu einer Plattform, von der aus man den Mannenyuki (万年雪/„ewiger Schnee“) sehen konnte. Man erkennt es auf dem Foto nicht so gut, aber bis in den Herbst hinein, sammeln sich dort in der Furche viele Schneeschichten an. Im Winter wird dann wieder naturgemäß aufgefüllt.
Nachdem ich die Plattform wieder verlassen hatte, erblickte ich wenig später viele Leute am Fluss, der sich sehr viele Meter tief unter mir befand. So musste ich viele Treppen nach unten steigen. Auf dem Weg dorthin gab es noch eine Warntafel, die mir verriet, wo ich mich aufhalten durfte und wo nicht. Zudem zeigten sie auch, an welchen Stellen sich Onsen (温泉/heiße Quellen) befanden und dass man auf einen plötzlich steigenden Wasserspiegel achten sollte.
Unten angekommen, zog ich meine Schuhe aus und wollte direkt in den Fluss. Dies stellte sich als eine Herausforderung dar, denn das Ufer war voller Steine. Dementsprechend weh tat das Ganze. Der Fluss an sich war eisig, obwohl es Sommer war. Aber dafür war das Wasser wunderschön klar.
Ich entdeckte ein Schild, auf dem die Temperatur der heißen Quelle vermerkt war. Es waren ca. 43 Grad und das empfand ich im Unterschied zum kalten Fluss doch als sehr heiß. Dann bin ich aber weiter reingegangen und plötzlich wurde es etwas kälter. An einer Stelle konnte ich sogar heißes und kaltes Wasser zugleich spüren, denn die heiße Quelle floss direkt in diesen Fluss hinein. Ein großes Highlight wie ich finde!
Als ich die japanischen Touristen beobachtete, sah ich einige, die sich Steine nahmen und den sandigen Untergrund freilegten. Mit den Steinen bauten sie sich ihre eigenen heißen Badewannen und legten sich hinein. Leider hatte ich keine Badebekleidung mit, da ich auf so etwas nicht vorbereitet war. Aber selbst dann wäre ich wohl nicht hinein gestiegen, denn normalerweise entkleidet man sich komplett, um in diesen heißen Quellen baden gehen zu dürfen.
Es gab in der Nähe eine kleine abgeschottete „Bucht“, in die ich hätte reingehen können. Das Zelt daneben sollte als Umkleide dienen. Jedoch sagte man mir, dass man dort heute nicht baden könne, da der Wasserstand zu niedrig und stellenweise kein Wasser vorhanden sei. Und ehrlich gesagt, wäre ich auch sonst nicht reingegangen. Es war doch zu öffentlich und frei sichtbar für alle Touristen. Das hatte ich mir bei meinen Recherchen ganz anders vorgestellt.
Das war auch ein Punkt, warum ich nach Kanetsuri wollte und nicht nach Keyakidaira, wo es eigentlich viel mehr zu sehen gegeben hätte. Außerdem braucht man ja Zeit, um ein gutes, heißes Bad zu nehmen. © Sumikai.com/StefLeider war auch sonst die frei zugängliche Zone am Fluss recht klein, weshalb 2 Stunden vor Ort wirklich viel zu lang waren. Da meine Vorstellungen der Realität nicht sehr nahe kamen, bereute ich es etwas, nicht auf die mir jetzt plausibel vorkommende Warnung des Mannes am Bahnschalter gehört zu haben. Aber am Ende ist man immer schlauer und eine Erfahrung reicher.
So versuchte ich die Zeit herum zu bekommen und wartete die letzten 20 Minuten am Bahnhof.
Die Rückfahrt mit dem Förderzug:
Da ich ja schon früh da war, setzte ich mich diesmal auf die richtige Seite. Dann ging es los und ich konnte die kleinen Naturwunder mit meiner Digitalkamera festhalten. Leider bin ich weder eine professionelle Fotografin, noch besitze ich eine gute Kamera. So entstanden oft während der Fahrt unscharfe oder dunkle Bilder. Weil die Fahrt durch viele Tunnel (insg. 41) führte und auch die Bäume oft sehr dicht waren, welche die Sicht versperrten, hatte ich manchmal nur eine Sekunde, um einen Schnappschuss zu machen. Von diesen Schnappschüssen habe ich ein paar ausgewählt und stelle sie euch hier vor.
Nezumigaeshi No Ganpeki (ねずみ返しの岩壁): Es heißt, dieser Berg sei so steil, dass man ihm den Namen einer Mausabwehr gegeben habe. Denn selbst wenn eine Maus von einer Katze gejagt werden würde, könne sie diesen Berg nicht erklimmen.
Diese Gipfel werden „Sechs Kalksteinspitzen“ genannt. Leider habe ich während der Fahrt nur den unteren Teil erwischt.
Suirokyō (水路橋): Das ist eine Wasserleitungsbrücke, um Wasser vom Dashidaira –Damm (出し平ダム) zum neuen Yanagawara-Kraftwerk (新柳河原発電所) zu befördern. © Sumikai.com/Stef(Rechts) Unazuki-Damm (宇奈月ダム): Dieser Damm wurde 2001 fertig gebaut, um Strom zu generieren und Überschwemmungen zu kontrollieren.
Morgen gibt es dann den letzten Teil und ich erzähle euch noch ein bisschen von der Stadt Unazuki. Anbei gibt es noch das Fazit und die restlichen Bilder. Seid gespannt!
P.S.: Hier gibt es noch den Teil 1 für diejenigen, die ihn noch nicht gelesen haben.