Heute gibt es den letzten Teil meines Reiseberichts. Was kann man denn außer dem Torokko Zug noch in der Stadt Unazuki entdecken?
Wieder im Bahnhof Unazuki angekommen, entdeckte ich einen kleinen Stand, an dem man sich einen Schaffnerhut aufsetzen und zusammen mit einem Modell-Förderzug aus Pappe oder Holz fotografieren lassen konnte. Der Mann erklärte, dass das Fotografieren an sich kostenlos wäre und es mich nur etwas koste, wenn ich das Foto mit nach Hause nehmen wolle. Ich bezahlte dann das Foto und bekam es in einen Papierrahmen, auf dem ein Zug und ein Teil der regionalen Landschaft zu sehen war. Leider kann ich mich nicht an den korrekten Preis erinnern, günstig war es jedoch nicht. Ich glaube, es waren etwa 1500 Yen (damals ca. 11€). Ich verabschiedete mich vom Fotografen und ging weiter.
Plötzlich lief mir ein anderer Mann wie ein Verrückter hinterher und zeigte mir schnaufend ein anderes Foto in einem ähnlichen Papierrahmen. Es war das Foto, was er vor dem Reisestart von jedem einzelnen Passagier fotografiert hatte. Ich hatte ein etwas schlechtes Gewissen, dass ich den Kauf verneinte. Aber noch mal 11€ oder sogar mehr wollte ich für ein einfaches Foto von mir, sitzend in einem Zug, dann auch nicht ausgeben. Er war sehr traurig, entschuldigte sich aber und ging dann wieder weg. Es zerbrach mir leicht das Herz, aber ich hatte ihn ja nicht um dieses Foto gebeten …
Da es noch nicht wirklich spät war, ging ich noch ein bisschen durch Onazukionsen und schaute mir die Gegend an. Es gab viele Hotels, die teuer aussahen, aber auch heruntergekommene Kaschemmen. Man konnte sich nicht vorstellen, dass dort drin Menschen lebten.
Außerdem gab es noch einen Minipark und viele, viele Bäume.
Ich lief sogar an einer Bierbrauerei vorbei, die lokales Bier mit dem klaren Wasser des Kurobe Rivers herstellt. Leider habe ich es nicht probiert. © Sumikai.com/StefIch hatte mir überlegt zu einem schicken Onsen zu gehen, das etwas weiter weg war. Leider stoppte mich ein langer Autotunnel, durch den es zu gefährlich gewesen wäre, zu Fuß zu gehen.
Also machte ich mich wieder auf den Rückweg und betrat noch eine seltsam aussehende Aussichtsplattform an einer Brücke. Diese Plattform sollte Omokage Observation Deck (想影展望台) heißen und von einem spanischen Architekten, namens „Enric Miralles“ kreiert worden sein.© Sumikai.com/Stef Ich finde das sehr beeindruckend, dass er für so ein Miniörtchen etwas designt hat. Er hatte wohl auch mehrere Projekte in Deutschland. Leider ist er im Jahre 2000 verstorben. Die Plattform hatte auch schon ihre besten Jahre hinter sich. Der Boden war ein wenig furchteinflößend, da diesem bereits Schrauben fehlten und sehr wackelte.
Als ich weiter lief, entschied ich mich für einen Onsen-Besuch in der Nähe des Bahnhofs. Ich trat ein, bezahlte wenige Münzen und ließ es mir gut gehen. Ein paar andere Frauen lächelten mir zu und hatten sich kurz mit mir unterhalten. Da es aber Zeit wurde zurück nach Takaoka zu fahren, verabschiedete ich mich und verließ das Onsen.© Sumikai.com/Stef
Am Bahnhof Unazukionsen betrachtete ich noch eine Fontäne, aus der, statt kaltes, heißes Wasser sprudelte. Dieser Ort hatte schon etwas Magisches!© Sumikai.com/Stef
Schnell kaufte ich mir noch leckere Omiyage (お土産/Souvenir) bei einer netten älteren Verkäuferin, die gar nicht aufhören konnte, sich mit mir zu unterhalten, da ich aus Deutschland kam und sie das Land sehr interessierte. Danach fuhr ich zurück nach Takaoka.
Überblick der Bahnhofsnamen:
Nun, aber genug geschrieben. Ich erkläre jetzt nochmal den Weg zum Förderzug mit all den verwirrenden Bahnhofsnamen:
Shinkansen: „Shin-Takaoka“ (新高岡) oder anderer Startpunkt bis “Kurobe-Unazukionsen“ (黒部宇奈月温泉) (2143 Yen/16€)
Umsteigen: Aus dem Bahnhof raus und an dem Infohaus vorbei zum nächsten Bahnhof.
Toyama Chiho Railway: „Shin-Kurobe“ (新黒部) bis „Unazukionsen“ (宇奈月温泉) (630 Yen/4,70€ plus Rückweg)
Umsteigen: Aus dem Bahnhof raus und den Massen zum nächsten Bahnhof folgen.
Torokko Railway: „Unazuki“ (宇奈月) bis „Kanetsuri“ (鐘釣) oder anderes Ziel. (1210 Yen/9€ plus Rückweg)
Fazit:
Die Stadt Unazukionsen hat es in sich. Ich habe meine Zeit an dem Tag zwar nicht optimal ausnutzen können, aber konnte trotzdem einige unglaubliche Erfahrungen machen!
Für das nächste Mal weiß ich, dass ich mich besser vorbereiten muss. Diesen Ort kann man nicht mal eben so ausreichend erkunden. Man sollte schon vorab Tickets für den Förderzug reservieren, damit unnötige Wartezeiten vermieden und alle Wunschstationen gebucht werden können.
Außerdem kann man gut zwei oder mehr Tage dort verweilen. Die Landschaft lädt zum Wandern ein und auch die beliebten heißen Quellen wollen besucht werden. Es gibt sogar eine „Kurobe River Electric Memorial Hall“, in der man etwas über die Geschichte der Elektrizitätserzeugung in Kurobe lernen kann. Also sollte man sich auch um eine Unterkunft vor Ort kümmern. Diese gibt es genug. Jedoch vermute ich, dass Japanisch-Kenntnisse von Vorteil wären.
Reisebroschüren und Informationen sind allerdings auch auf Englisch vorhanden und leiten auch Touristen ohne Landessprachkenntnisse für einen Tagesausflug genügend. Bei Schwierigkeiten helfen einem die Mitarbeiter vor Ort liebend gerne weiter, sodass man sich willkommen fühlt.
Zudem muss man genug Geld mitbringen, denn nicht nur die Souvenirs, Fotos, Mahlzeiten und die heißen Quellen wollen bezahlt werden. Sondern auch die vielen und langen Zugfahrten kosten einiges. Ich habe für einen Tag und allein für die Zugfahrten hin und zurück insgesamt 5823 Yen, also ca. 43,50€ ausgegeben. Nach heutigem Wechselkurs wären es 45,50€. Je nachdem, wo man startet und welchen JR-Pass man besitzt, könnte es noch teurer werden. Ich finde, das ist ganz schön happig für einen Tag.
Nichtsdestotrotz kann ich nicht meckern, denn für mich war es das erste Mal so einen blauen und klaren Fluss inmitten von Bergen und Bäumen bequem von einem Zug aus zu sehen. Dieses Erlebnis wird sich nicht mehr so leicht aus meinem Kopf bannen lassen! Und im Herbst, wenn sich all die grünen Blätter verfärbt haben, wäre Unazukionsen bestimmt auch ein großartiges Abenteuer!