Am Donnerstag veröffentlichte das japanische Gesundheitsministerium die traurige Zahl von über 130.000 gemeldeten Fällen von Kindesmissbrauch im vergangenem Jahr. Damit stieg die Zahl auf ein Rekordniveau.
Die Kinderberatungsstellen in Japan berichten immer häufiger über Gewalt in Familien, wodurch die Kinder im Endeffekt psychische wie physische Schäden davontragen. Im Vergleich zum Jahr 2016 stieg die Zahl damit um 9,1 Prozent.
Die gestiegene Zahl der Missbrauchsmeldungen liegt laut Angaben des Ministeriums im gesteigerten Bewusstsein der Bevölkerung hinsichtlich familiärer Gewalt. So interpretiert die Öffentlichkeit psychische Misshandlungen und häusliche Gewalt auch als eine Form von Kindesmisshandlung.
Missbrauch in Zahlen
In den meisten Fällen beinhalten die Meldungen Streitigkeiten der Eltern, was als leichtere Form interpretiert werden kann. Doch einige schwere Missbrauchsmeldungen enthielten auch den Tod eines Kindes. Im Jahr 2016 starben 77 Kinder an den Folgen von Missbrauch. Davon waren 33 Kinder unter 1 Jahr alt. Außerdem wurden 28 der 77 Kinder zum Selbstmord gezwungen. Das Jahr 2017 verzeichnete insgesamt 72.197 Fälle von Kindesmissbrauch. Darunter fallen beispielsweise mit einem Anteil von 54,0 Prozent Fälle psychischer Quälerei, Vernachlässigung, häuslicher Gewalt und verbalem Missbrauch. In 33.223 Fällen wurde körperliche Misshandlung verübt, 26.818 Fälle waren Vernachlässigung und 1.540 Fälle wurden dem sexuellen Missbrauch zugeordnet. Die Zahl der Todesopfer für das Jahr 2017 veröffentlichte das Gesundheitsministerium bisher noch nicht.
Maßnahmen gegen Kindesmissbrauch
Der aktuellste Fall, der die Öffentlichkeit in diesem Jahr schockierte, war der Fall eines 5-jährigen Mädchens in Tokyo. Ihre Eltern misshandelten das Kind und ließen es hungern, trotz der Bitten des Kindes, die Quälereien zu beenden. Das Mädchen starb an den Folgen einer Lungenentzündung.
Der Fall rüttelte auf. Die Regierung erließ Sofortmaßnahmen zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch. Eine der Maßnahmen betraf die Aufstockung der Zahl der Kinderhilfskräfte um 2.000 bis zum Jahr 2022. Momentan sind bundesweit ca. 3.253 Hilfskräfte im Einsatz. Der Gedanke eines zukünftigen Systems zur Bekämpfung von Kindesmissbrauch soll neben Kinderberatungsstellen auch Kommunalverwaltungen miteinbeziehen.
Gründe für die Misshandlung liegen oft in besonderen sozialen Umständen. Sind Familien von Armut betroffen oder von der Gesellschaft ausgegrenzt, so bildet dies ein Umfeld, das Gewalt in der Familie fördert. Hinzu kommen Fälle ungewollter Schwangerschaft. Die geborenen Kinder sind demnach ungeliebt. Es ist wichtig, in diesem Zusammenhang Ansprechpartner für Hilfestellungen zu schaffen, falls Familien oder Mütter in Schwierigkeiten geraten.
Quelle: Kyodo News