In Japan ist im Juni 2019 ein „Anti-Scalping-Gesetz“ in Kraft getreten, das den Weiterverkauf von Eintrittskarten zu Preisen über dem Verkaufswert zu kommerziellen Zwecken verbietet. Ein Verstoß kann mit bis zu einem Jahr Gefängnis oder einer Geldstrafe von bis zu 1 Million Yen geahndet werden.
Direkt nach Inkrafttreten des Gesetzes wurden in Japan Wiederverkäufer von Eintrittskarten für Baseballspiele und Konzerten verhaftet. Auch Veranstalter anderer Events versuchen immer nicht zum ersten Mal den Weiterverkauf zu unterbinden.
Gesetz gegen „Ticket Scalping“ führt nicht zum gewünschten Effekt
Mittlerweile zeigt sich allerdings, dass das Gesetz nicht den gewünschten Effekt hat, denn die Ticket Scalper haben ihre Taktiken geändert, um es zu umgehen.
Ein Beispiel einer Maßnahme, die den Wiederverkauf von Tickets verhindern soll, hat das Hakataza Theater in Fukuoka im Januar eingeführt. Das Theater warnte davor, dass Ticketinhabern beim Einlass Fragen gestellt werden könnten und dass man seinen Ausweis bereithalten soll.
Die Betreiber des Theaters hatten beobachtet, dass Karten für das Bühnendrama „Elisabeth“ zu extrem hohen Preisen angeboten wurden. Ein Ticket kostet normalerweise bis zu 500.000 Yen (ca. 3.330 Euro), online wurden sie von Scalpern teilweise zu einem 30-fach höheren Preis angeboten.
Nach Angaben des Betreibers waren alle Karten für das Drama bereits kurz nach Verkaufsstart vergriffen. Um den Weiterverkauf zu stoppen, beschlossen sie, hart durchzugreifen.
Bei einigen der weiterverkauften Tickets wurden die Sitzplatznummern ermittelt, und den Käufern wurde der Zutritt verweigert. Viele der Betroffenen waren sich jedoch nicht bewusst, dass sie ihre Karten illegal erworben hatten. Der Theaterbetreiber plant, diese Strategie bei beliebten Vorstellungen fortzusetzen.
Auch Online-Ticketverkäufer verstärken die Maßnahmen gegen Scalper. Mercari, einer der größten Online-Ticketverkäufer in Japan, setzt auf künstliche Intelligenz, um Tickets zu kennzeichnen, die illegal weiterverkauft werden. Zudem bittet man Käufer um eine Benachrichtigung, wenn sie einen illegalen Verkauf vermuten.
Das Ghibli-Museum in der Nähe von Tokyo ergriff schon 2016 Maßnahmen gegen den Weiterverkauf, unter anderem durch den Abgleich der Ausweisdaten eines Käufers bei der Bestellung.
Veranstalter können ein illegal verkauftes Ticket oft nicht erkennen
Um diese Maßnahmen der Veranstalter zu umgehen, versuchen die Scalper etwa Sitzplatznummern und die Namen der Käufer unkenntlich zu machen. Mittlerweile werden immer mehr Fälle gemeldet, in denen Tickets mit gefälschten Sitzplatznummern weiterverkauft wurden. In solchen Fällen ist es für die Organisatoren schwierig festzustellen, ob das Ticket illegal erworben wurde oder nicht, und nur selten wird ein illegal weiterverkauftes Ticket als solches auch erkannt.
Das Nationale Zentrum für Verbraucherangelegenheiten in Japan rät den Verbrauchern, nicht nur die Preise der weiterverkauften Karten genau prüfen, sondern auch die Geschäftsbedingungen der Theater zu lesen. Denn wenn ein Besucher vor der Tür bleiben muss, bleibt er auch unweigerlich auf den Kosten für das Ticket sitzen.