Sei Shōnagon. KOPFKISSENBUCH. Erschienen am 12. Oktober 2015 | Neuübersetzung! Erstmals vollständig auf Deutsch! Mit lesefreundlichem Kommentar.
Eines der frühesten und immer noch bedeutendsten literarischen Werke der japanischen Literatur – eine poetische Zeitreise an den japanischen Kaiserhof des Jahres 1000. Ein Bündel edlen Papiers diente der jungen Hofdame Sei Shonagon damals als Notizbuch. Ihm vertraute sie an, was ihr durch den Kopf ging, darunter Vertrauliches und Delikates aus den Privatgemächern des Kaiserpalasts. Ihre «Telegramme» aus einer sagenhaften Hochkultur gewähren tiefe Einblicke in das Japan der Heian-Zeit wie auch ins Seelenleben der Verfasserin selbst. Ihr radikal subjektives Bekenntnisbuch bezaubert durch seinen klaren, ungekünstelten Ton. Freizügig stellt hier eine kluge, selbstbewusste Frau Weltbewegendes neben scheinbar Banales, spricht über Mode oder Galanterie und entlarvt mit spitzer Feder das Intrigenspiel bei Hofe. Mit ihren lebendigen Improvisationen voller Witz und Scharfsinn schuf sie die literarische Gattung zuihitsu, und zeichnete «dem Pinsel folgend» all das auf, was ihr im Augenblick bemerkenswert erschien. In Japan ahmten Dichter, Schriftsteller und Priester sie nach, ohne jedoch jemals wieder die Ursprünglichkeit und Feinheit ihres Vorbildes zu erreichen.
Sei Shonagon (ca. 966-nach 1010) stammte aus einer literarisch und wissenschaftlich hochbegabten Familie – ihr Vater war ein bekannter Dichter –, trat mit sechsundzwanzig Jahren in den Dienst der Kaiserin Sadako und verbrachte ein Jahrzehnt bis zu deren Tod im Hofdienst.
Michael Stein (geb. 1948) studierte Japanologie mit Schwerpunkt klassische Literatur in Frankfurt/Main sowie europäische Theaterwissenschaft in Frankfurt/Main und Genua und promovierte über die Heian-Zeit (794–1185), jene Epoche also, in der das «Kopfkissenbuch» entstand. Seit 1980 ist er Universitätsdozent an der Musikfakultät der Nationalen Hochschule der Künste Tokyo. Mit seiner Monographie «Japans Kurtisanen» von 1997 verfasste er eine umfangreiche Kultur- und Sittengeschichte fernöstlicher Erotik und Unterhaltungskunst. Bei Manesse erschien 2008 seine hochgelobte Übersetzung von Japans erster moderner Klassikerin Higuchi Ichiyo «Mond überm Dachfirst». Seine Neuübersetzung von Sei Shōnagons «Kopfkissenbuch» beruht auf jahrzehntelanger Beschäftigung mit diesem Hauptwerk der japanischen Literatur und dessen historischem Hintergrund.
Donnerstag, 5. November 2015, 20 Uhr, BUCHPRÄSENTATION
KOKON, Lenbach-Palais, Lenbachplatz 3
Lesung: Ulrike Kriener
Moderation: Dr. Inga Streb, Japanologin
Eintritt 9 € / Karten unter 089/552514-4892 oder buch@kokon.com