Die Verlängerung der Shinkansen-Strecke in Hokkaido sorgt für Ärger. Regionale Behörden und auch Bahnbeamte warnen, dass die Verlängerung zu einem Zusammenbruch des Lebensmittelverteilungssystems in Japan führen könnte.
Allgemein wird erwartet, dass die Hokkaido-Railway nach Fertigstellung des Ausbaus im Jahr 2030 den Betrieb auf dem 148 Kilometer langen angrenzenden Abschnitt der JR-Hakodate-Linie zwischen Oshamanbe und Hakodate einstellen wird.
Wegfall der wichtigen Strecke würde den Güterverkehr massiv beeinträchtigen
Diese Verbindung von Hokkaido mit der japanischen Hauptinsel Honshu ist jedoch unverzichtbar, da sie als wichtige Strecke für Güterzüge dient.
Sollte die Strecke tatsächlich wegen der Verlängerung der Shinkansen-Strecke eingestellt werden, wurde dies für die Anwohner und die Japan-Freight-Railway (JR Freight) negative Auswirkungen haben. Aber auch Lebensmittel, wie Kartoffeln und Zwiebeln aus Hokkaido könnten nicht mehr landesweit verteilt werden, befürchten Behörden. Auf die Region Tokachi in Hokkaido entfällt etwa ein Viertel der landwirtschaftlichen Produktion Hokkaidos.
Sieben Gemeinden entlang der Strecke haben bereits ihre Absicht bekundet, den Großteil des Abschnitts freizugeben.
JR Freight zahlt eine Lizenzgebühr, um die Strecke für den Betrieb seiner Züge zu mieten. Der Güterbahnhof Sapporo Freight Terminal Station im Bezirk Shiroishi ist nach dem Bahnhof in Tokyo der zweitgrößte Güterumschlagplatz des Unternehmens.
Vierzig Güterzüge pendeln täglich zwischen Hokkaido und Honshu auf der Hakodate-Linie und transportieren unter anderem Kartoffeln aus der Region Tokachi. Auch Getränke und andere Lebensmittel sowie Pakete und Bücher werden darin befördert.
Wenn Güterzüge nicht über die Präfektur Aomori an der Nordspitze Honshus hinaus nach Hokkaido verkehren können, wird JR Freight mehr als 20 Prozent seiner jährlichen Fracht verlieren.
Lkws sollen Transport übernehmen
Als Gegenmaßnahme ist der Bau eines großen Logistikzentrums für Lkw auf 41 Hektar in der Nähe des Obihro-Knotenpunkts in Tokachi geplant. Die geernteten landwirtschaftlichen Produkte sollen dort verarbeitet und per Lkw zum Hafen von Tokachi und anderen Orten außerhalb Hokkaidos transportiert werden. Allerdings steckt die Branche ebenfalls in einer Krise.
Die Einstellung der Strecke Oshamanbe-Hakodate wird auch andere Bahnstrecken beeinträchtigen, da einige kleinere Bahnunternehmen stark von den Gebühren, die JR Freight zahlt, abhängig sind.
Iwate Galaxy, das einen Teil der JR Tohoku-Linie übernommen hat, erhält 65 Prozent der jährlichen Einnahmen von JR Freight. Auch South-Hokkaido-Railway und die Aomori-Railway sind auf diese Gebühren angewiesen.
Fallen diese Gebühren weg, werden sich die Unternehmen kaum noch selbst finanzieren können.
Verkehrsministerium will Kompromiss herbeiführen
Das japanische Verkehrsministerium hat im vergangenen November Gespräche mit der Regierung von Hokkaido, JR Freight und JR Hokkaido über die geplante Strecke aufgenommen.
Doch trotz der Kritik der Bahngesellschaften hat die japanische Regierung das Problem bisher ignoriert. Probleme gäbe es aber auch, wenn die Strecke Oshamanbe-Hakodate ausschließlich von Güterzügen befahren würde, denn die Verhandlungen über die Aufteilung der Betriebskosten wären langwierig.
Man hofft nun, dass bei den vom Ministerium organisierten Gesprächen ein Kompromiss gefunden wird. Jedoch besteht auch die Gefahr, dass keine Einigung zustande kommt.