Am 20. Juli fand im USS Lexington Museum in Texas eine besondere Übergabezeremonie statt. Die verschollen geglaubte Glücksflagge eines im zweiten Weltkrieg gefallenen japanischen Soldaten wurde auf den Weg zurück zu dessen Angehörigen geschickt. Die Flagge war zuvor 29 Jahre lang Teil der Museumsausstellung.
Das USS Lexington Museum liegt an Bord eines ehemals im Zweiten Weltkrieg aktiven Flugzeugträgers im Hafen der Stadt Corpus Christ im US-Staat Texas. Unter den Ausstellungsstücken hatte der Enkel des vor 78 Jahren im Zweiten Weltkrieg gefallenen Soldaten Shigeyoshi Mutsuda dessen verschollen geglaubte Yogesaki Hinomaru Flagge entdeckt. Beim Vergleich alter Fotos mit dem Originalstück stellte er fest, dass es sich um dieselbe Flagge handelte. Diese war 1994 an das Museum gespendet worden.
Die Flagge sollte ein Glücksbringer sein
Shigeyoshi Mutsuda kam aus der japanischen Präfektur Gifu und wurde mit 28 Jahren in der Schlacht um Saipan als Soldat eingesetzt. Dort verloren 1944 fast 44.000 Menschen ihr Leben. Viele der japanischen Soldaten hatten von zu Hause eine Yogesaki Hinomaru Flagge dabei.
Dabei handelt es sich um japanische Nationalflaggen, die mit Unterschriften und Wünschen von Familie und Freunden der Soldaten beschrieben wurden. Sie waren persönliche Glücksbringer, welche die Soldaten an die Menschen, die sie liebten, erinnerten. Viele der Flaggen fanden genau wie andere Besitztümer der Soldaten nie den Weg zurück nach Hause, wurden zerstört, als Trophäe mitgenommen oder landeten in privaten Sammlungen oder Museen.
Für japanische Familien sind die Glücksflaggen oft das Einzige, was von ihren damals gefallenen Geliebten übrig blieb. Die Rückgabe der Flagge wird daher als Rückgabe der sterblichen Überreste ihres Familienmitglieds angesehen.
Um die Flagge von Shigeyoshi Mutsuda wieder in den Besitz der Familie zu bringen, wandte sich diese an die Obon Society, eine Organisation, die auf die Wiederbeschaffung von verschollenen Yogesaki Hinomaru Flaggen spezialisiert ist.
Über 500 Flaggen wurden bereits wiedergefunden
Die Obon Society hat ihren Sitz im US-Staat Oregon und wurde 2009 von Rex und Keiko Ziak gegründet. Keiko, die ursprünglich aus Kyoto stammt, erfuhr selbst das Gefühl des Rückerhalts einer Yogesaki Hinomaru Flagge in ihrer Familie. 2007 erhielt sie die Flagge ihres Großvaters von einem kanadischen Sammler zurück. Dieses Ereignis bewegte Keiko und ihren Mann Rex so sehr, dass sie 2009 die Organisation gründeten, die sich zum Ziel gesetzt hat, durch die Rückgabe der Flaggen zu Frieden und Versöhnung über Generationen und Nationen hinweg beizutragen.
Mittlerweile haben sie schon über 500 Flaggen zurück nach Hause verholfen. Ein Fall wie jener der Familie Mutsuda, bei dem ein Angehöriger die Flagge selbst findet und die Obon Society nur noch Hilfestellung bei der Rückgabe leisten muss, sei jedoch selten.
Ein kleines Stück Trost
Die Flagge von Shigeyoshi Mutsuda haben Rex und Keiko Ziak bei der Übergabezeremonie in einem Hangar des USS Lexington Museums am 20. Juli selbst entgegengenommen. Besucher der öffentlich zugängigen Zeremonie waren unter anderem Vertreter der U.S. Navy und des Japanischen Generalkonsulates.
Die Obon Society wird den Transport der Flagge nach Japan organisieren. Am 29. Juli soll der Sohn der Familie, Toshihiro Mutsuda, der mittlerweile 82 Jahre alt ist, die Flagge in Tokyo entgegennehmen. Dass diese Rückgabe möglich gemacht wird, beschreibt Toshihiro als ein Wunder, von dem er sich gewünscht hätte, dass seine Mutter es auch noch miterlebt.