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HomeNachrichten aus JapanWirtschaftIn Japan boomt die Insektenzucht

Die Japaner erwarten immer mehr nachhaltige Lebensmittel auf dem Tisch

In Japan boomt die Insektenzucht

In einem temperierten Gewächshaus in Nihonmatsu (Präfektur Fukushima) wuseln zahllose Grillen und andere Insekten in großen Plastikbehältern herum. Die Tierchen werden bald zu Snacks verarbeitet, denn immer mehr Menschen in Japan essen aktuell Insektenprodukte.

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Die Aufzucht von Grillen ist ein neues Projekt für die Taiyo Green Energy Co., die bisher Strom aus Solarenergie bereitstellte und in dem Gewächshaus Gemüse anbaute. Obwohl die Insektenaufzucht einen neuen Geschäftszweig für das Unternehmen darstellt, gab es bereits 2017 erste Versuche, in diesem Bereich Fuß zu fassen.

Insekten sind Nahrungsmittel der Zukunft

Der Präsident von Taiyo Green Energy unterstreicht, dass es um die Schaffung nachhaltiger Nahrungsquellen für die Menschen in Japan gehe. Insekten werden als umweltfreundliche Nahrungslieferanten in Japan immer beliebter, weswegen vermehrt Unternehmen in diesen Bereich expandieren. Früher waren die Snacks eher ungewöhnliche Delikatessen. Die nachhaltige Aufzucht der kleinen Krabbeltiere, führte dazu, dass die Trend-Produkte immer mehr in den Fokus rückten.

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Mittlerweile wisse man allein bei Taiyo Green Energy von 26 weiteren Unternehmen, die bereits Insekten züchten oder demnächst mit der Zucht anfangen wollen. Während der Hersteller aus Fukushima vorrangig auf Grillen setzt, gibt es Unternehmen, die sich auf Stubenfliegenlarven oder Seidenraupen spezialisieren.

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Ein kleines Geschäft in der Gegend bietet mittlerweile die Produkte von neun Landwirten an, die selbst auch Insekten züchten. Seit 2020 gibt es ein gemeinsames Forschungsprogramm mit der Universität Hirosaki. Die Larven von Grillen, Seidenraupen und schwarzen Soldatenfliegen sind bereits ein Nahrungsmittel, das an Beliebtheit gewinnt. Man hoffe, dass die kleinen Tierchen irgendwann Rind- und Schweinefleisch ersetzen können.

Der größte Vorteil der Insektenzucht liegt in den geringen Auswirkungen für die Umwelt. Die kleinen Tiere können effizient gezüchtet werden, sie verbrauchen weniger Futter, Wasser und Energie, als etwa Rinder und Schweine. Der Proteingehalt ist mit beiden anderen Sorten vergleichbar.

Krabbeln für die Umwelt
Insektenaufzucht in Japan. Bild: AS

Feste Standards fehlen noch

Grillen gehören zu den wichtigsten Zuchtarten in Japan. Die Landwirte liefern ihre Produkte gefroren, sodass sie direkt beim Besteller verarbeitet werden können. Manchmal sind die Produzenten selbst schon in der Lage erste Verarbeitungsschritte durchzuführen. Ein Professor der Universität von Tokushima, der sich ebenfalls mit Grillen beschäftigte, gründete 2019 ein eigenes Start-up. Sein Unternehmen Gryllus nutzt Reste aus der Bekleidungsindustrie, um die Tiere aufzuziehen und kann sie mittlerweile in Pulver-Form vertreiben.

Ende 2020 entwickelte Gryllus ein automatisiertes Verfahren, das Futter und Wasser bereitstellt und somit die Aufzucht leichter zu organisieren macht. Im letzten Jahr bestand das Futter ausschließlich aus Weizenkleie und Lebensmittelabfällen aus Japan. Inzwischen sind Insektenprodukte keine Trend-Snacks mehr, sondern werden als umweltfreundliche Proteinquelle anerkannt.

Ein Problem sind bisher fehlende Sicherheits- und Hygienestandards. Aktuell ist es von staatlicher Seite noch schwer, sich einen Überblick über den aufstrebenden Wirtschaftszweig zu verschaffen. Seitens des Landwirtschaftsministeriums gibt es seit 2020 Bestrebungen, entsprechende Vorschriften auszuarbeiten.

Die Regeln würden sowohl für den öffentlichen als auch privaten Sektor gelten. Sie sollen den Verbrauchern ein Gefühl von Sicherheit vermitteln. Eine entsprechen Arbeitsgruppe besteht aus Experten für Tierhaltung und Landwirten, die bereits seit Längerem in diesem Bereich tätig sein. Es sei vordergründig wichtig, die Qualität des Futters zu gewährleisten, da sich der Verzehr von Insekten vermehrt in der Gesellschaft etabliert hat.

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