Japans Premierminister Shinzo Abe hat es sich zum Ziel gesetzt, die Wirtschaft mit dem Tourismus anzukurbeln. Allerdings macht ihm das Coronavirus einen Strich durch die Rechnung.
Die Strategie, die Wirtschaft durch den Tourismus wiederzubeleben, ist einer der Hauptpfeiler der „Abenomics„, Maßnahmen, die Japan aus der Rezession holen sollten, was bis ungefähr Mitte vergangenen Jahres auch funktioniert hat.
Coronavirus sorgt für leere Straßen in Kyoto
Es ist die Hochsaison der Sommerferien in der antiken Stadt Kyoto, wenn Scharen internationaler Touristen in der Regel in die berühmten Tempel strömen und in den Hotels, Restaurants und Souvenirläden der Stadt einkehren. Die Stadt stöhnte lange Zeit unter der Masse an Touristen. Stattdessen sind die Straßen nun leer, die Geschäfte geschlossen und die Hotels kämpfen ums Überleben, da die Coronavirus-Pandemie den Tourismus lahmgelegt hat.
Aber nicht nur Kyoto hat dieses Problem, auch andere Städte leiden unter der Pandemie. Die aktuelle Situation zeigt, wie verwundbar Abes Strategie ist, deren Erfolg vom Tourismus abhängig ist. Städte wie Kyoto und das nahe gelegene Osaka, in denen Unternehmen durch den sich verschärfenden Wettbewerb mit China in Bedrängnis gerieten, wurden von Touristen abhängig, was sie unter den gegenwärtigen Umständen zu Opfern ihres eigenen Erfolgs gemacht hat.
Seit dem Start von Abenomics Ende 2012 stieg die Zahl der Touristen aus dem Ausland kontinuierlich an und lag im vergangenen Jahr bei über 30 Millionen – eine Verdreifachung gegenüber 2013. In diesem Jahr sollten eigentlich 40 Millionen Menschen das Land besuchen, auch dank der Olympischen Sommerspiele.
Pandemie zeigt Probleme bei der Abhängigkeit vom Tourismus
Über 2,7 Millionen Menschen besuchten Japan im Januar, aber seit das Land Grenzen schloss, um das Coronavirus einzudämmen, hat sich der Strom auf magere 2.600 im Juni verlangsamt. Am härtesten betroffen sind Hotels, die nicht nur unter dem Einbruch der Besucherzahlen aus dem Ausland leiden, sondern auch unter dem Rückgang der inländischen Geschäftsreisen, da immer mehr Unternehmen zu Online-Meetings übergehen.
In Kyoto gibt es nun zu wenig Parkplätze, weil viele von ihnen während des Baubooms der letzten Jahre durch Hotels ersetzt wurden. Die Stadt verfügt heute über 664 Hotels, 25 Prozent mehr als vor fünf Jahren. Die Zahl der kleineren Gasthäuser hat sich nach Angaben der Stadt auf 3.299 fast verfünffacht.
Im nahe gelegenen Osaka, einem beliebten Reiseziel, das bekannt für seine Esskultur und sein imposantes Schloss ist, ist die Situation nicht besser. Das Versiegen der touristischen Nachfrage setzte ein, als das Hotelangebot der Stadt bereits im Überfluss vorhanden war und die Zahl der verfügbaren Zimmer stieg in diesem Jahr auf 90.000 – ein Anstieg um 80 Prozent gegenüber vor fünf Jahren.
Im Hotel Nikko Osaka, das zu den größten Luxushotels der Stadt gehört, waren im Juli im Durchschnitt weniger als 20 Prozent der Zimmer ausgebucht, gegenüber über 90 Prozent vor der Pandemie.
Immer mehr Unternehmen melden Insolvenz an
In Osaka sind bereits im Juni 147 Unternehmen insolvent gegangen. Damit hat Osaka Tokyo als das am stärksten betroffene Gebiet Japans überholt, wobei laut Tokyo Shoko Research im Juli wahrscheinlich weitere 100 Unternehmen insolvent gegangen sind.
Der oberste Regierungssprecher Yoshihide Suga räumte ein, dass die Tourismusindustrie des Landes hart getroffen worden ist, sagte jedoch, dass eine im Juli gestartete „Go To Travel“-Kampagne zur Förderung von Inlandsreisen dazu beitragen werde, einen Teil des Verlustes auszugleichen.
„Regionale Reiseziele sind in einem extrem schlechten Zustand. Wir hoffen, dass die Kampagne die Unternehmen aus ihrer Notlage herausholen wird, indem sie den Tourismus und den Einzelhandel unterstützt“, so Suga. Die Kampagne stieß allerdings auf breite Ablehnung und sorgte für einige Verwirrung.