Zwei Jahre lang hat Japans Tourismusbranche unter Reisebeschränkungen durch die Corona-Pandemie gelitten. Nun läuft das Geschäft wieder an – und eine neue Zielgruppe rückt in den Fokus.
Bis Oktober war man in der Branche noch pessimistisch, wie schnell sich der Tourismus im Land nach der Öffnung der Grenzen erholen könnte. Doch mittlerweile zeigt sich: es gibt Grund zur Hoffnung.
Luxus-Tourismus soll die Zukunft der Branche werden
Innerhalb weniger Wochen stieg die Zahl der Reisenden aus dem Ausland sprunghaft an, in Hotspots wie Kyoto ist teilweise kaum ein Unterschied zur Vor-Pandemie-Zeit wahrzunehmen. Japans Regierung bemüht sich nun, die Wiederbelebung des Tourismus gezielt zu steuern.
Eines der erklärten Ziele der Japan Tourism Agency (JTA), einer Einrichtung des Tourismus-Ministeriums: wohlhabende Touristen sollen einen größeren Anteil an den Japan-Reisenden stellen. Um sie anzulocken, wurde bereits einiges in die Wege geleitet.
Für die Premium-Touristen gibt es bei der JTA eine klare Definition: Es handelt sich um diejenigen, die während einer Reise mindestens 1 Million Yen, ca. 7000 Euro, im Land ausgeben. In 2019 machte diese Gruppe gerade einmal ein Prozent der Reisenden aus, und kam dabei vor allem aus den USA, Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Australien und China.
Dieses eine Prozent der Reisenden war jedoch gleichzeitig für 11,5 Prozent der Gesamteinnahmen im Tourismusbereich verantwortlich. Darauf möchte man in Japan aufbauen. Mittelfristig sollen ausländische Besucher jährlich fünf Billionen Yen (ca. 35 Milliarden Euro) im Land lassen.
Japan weit abgeschlagen bei Luxus-Reisen
Bisher zieht es Premium-Reisende jedoch noch in andere Teile der Welt. Japan liegt in der Attraktivität für diese Zielgruppe weit hinter den USA und europäischen Ländern. In einer Liste der beliebtesten Reiseziele für wohlhabende Briten landete das Land auf Platz 36. Eine ähnliche Umfrage in den USA platzierte Japan auf Platz 13 – hinter etwa Italien und Thailand.
Seit Oktober haben JTA und die Japan National Tourism Organization (JNTO) darum Vertreter von Reiseagenturen im Premium-Segment nach Japan eingeladen um vorzuführen, was das Land den reichen Reisenden zu bieten hat. Die Vertreter besuchten etwa Luxus-Hotels in den Präfekturen Kyoto und Nara und nahmen an von Mönchen geführten Touren am Berg Koyasan in Wakayama teil.
Um den Premium-Touristen die Anreise zu erleichtern, plant man im Land auch, neue Flugplätze für Privat-Jets und Anlegestellen für Luxus-Yachten zu errichten. So sollen die gewünschten Gäste auch entlegene Regionen Japans erreichen können, um dort Geld auszugeben. Auch der Bau neuer Luxus-Hotels steht weit oben auf der Agenda.
Schwertschmieden und Teezeremonie für reiche Gäste
Spezielle Angebote für die reichen Reisenden sollen ebenfalls für mehr Attraktivität sorgen. In Tokyo gibt es diese etwa im Luxus-Hotel Okura Tokyo. Das bietet zahlungskräftigen Gästen Workshops zu japanischen Tischmanieren und der Durchführung einer Teezeremonie in einem traditionellen Tee-Raum an.
Auch die Agentur Tokyo Luxey Inc. hat sich auf den Premium-Tourismus spezialisiert und bietet seinen Kunden individualisierte Reisen mit speziellen Kultur-Erlebnissen an. Dazu gehört etwa die Möglichkeit, unter der Anleitung eines berühmten Schwert-Schmieds ein eigenes Katana zu schmieden oder Sushi in einem erstklassigen Restaurant selbst herzustellen.
„Reiche Touristen finden die Dinge besonders wertvoll, die extra für sie individuell angepasst wurden“, so Luxey-Chefin Chie Maeda. Darum bemüht sich ihre Agentur, Spezialisten aus Bereichen wie Kunst, Architektur und mehr zu gewinnen, die den Reisenden interessante Geschichten erzählen können.
Inlandstourismus genießt weiterhin Förderung
Bis das Land ein touristisches Luxus-Segment aufbauen kann, dass mit der internationalen Konkurrenz Schritt halten kann, wird es ihrer Ansicht nach noch dauern. Denn aktuell mangele es der Branche an ausgebildetem Personal. Insbesondere gibt es zu wenige, die auf dem erforderlichen Level Englisch sprechen.
Darum möchte man in Japan auch eine andere wichtige Touristen-Gruppe nicht vernachlässigen: die Japaner selbst. Inlandsreisen, insbesondere Kurztrips zur Erholung in heißen Quellen oder zu kulturellen Highlights des Landes, sind ein bedeutender Aspekt im Tourismusbereich.
Seit der Corona-Pandemie hat die japanische Regierung daher einige Förderprogramme ins Leben gerufen. Auch nach der Öffnung des Landes läuft derzeit ein umfangreiches Programm zur Förderung des Inlandstourismus weiter. Dabei übernimmt der Staat anteilig Übernachtungskosten und fördert über Essens- und Einkaufsgutscheine den Konsum in den Reise-Regionen.
Das Programm wird in der Bevölkerung gut aufgenommen und hat die Reiseaktivitäten weiter ansteigen lassen. Reibungslos laufen die Subventionen jedoch nicht. Schon nach wenigen Tagen gab es erste Probleme mit den zugeteilten Budgets der verschiedenen Präfekturen und Verwirrung bezüglich der Konditionen für die Rabatte.