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Zahl der Geburten in Japan sinkt auf Rekordtief

Die Zahl der Geburten in Japan ist auf den niedrigsten Stand in der Geschichte des Landes gesunken. Im Jahr 2017 kamen nur 941.000 Babies auf die Welt. Die aktuellen Zahlen lassen den rasanten demographischen Wandel des Landes unaufhaltbar erscheinen.

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Erstmals seit Beginn offizieller Aufzeichnungen im Jahr 1899 ist die Zahl der Neugeborenen in Japan auf ein Rekordtief gesunken. Das geht aus einem Bericht des Gesundheitsministeriums hervor, der am Freitag vorgelegt wurde. Im Gegensatz zum Vorjahr ist die Zahl der Geburten um 4% gesunken. Seit dem „Babyboom“ der 70er in Japan ist die Zahl der Neugeborenen immer weiter zurückgegangen. Während in den 70ern noch mehr als 2 Millionen Japaner das Licht der Welt erblickten, waren es 1984 nur noch knapp 1,5 Millionen – im Jahr 2005 dann nur noch knapp 1,1 Millionen. 2016 fiel die Zahl der Neugeborenen erstmals unter die 1-Millionen Marke.

Die demographische Zeitbombe in Japan tickt immer schneller

Unterdessen hat die Zahl der Menschen über 65 mit einem Anteil von 27.2% an der Gesamtbevölkerung ein Rekordhoch erreicht. Das heißt: Mehr als ein Viertel der Japaner befindet sich im Rentenalter. Diese Überalterung der Gesellschaft bei einem gleichzeitigen Rückgang der Erwerbsbevölkerung könnte verheerende Auswirkungen auf das Wirtschaftswachstum und das System der sozialen Sicherung haben. Japans Bevölkerung schrumpft im rasanten Tempo und das führt bereits jetzt zu einem Mangel an Arbeitskräften. In vielen Branchen, so zum Beispiel in der Bauindustrie, aber auch im Servicesektor, ist das bereits zu spüren. Anders als zum Beispiel in Deutschland, wo man den Geburtenrückgang durch Einwanderung ausgleichen will, sieht die japanische Regierung in der Zuwanderung von Ausländern keinen Weg, um dem demographischen Wandel entgegenzuwirken. Auch wenn die Regierung unter Premierminister Shinzo Abe in jüngster Zeit verstärkt daran arbeitet, mehr hochqualifizierte Arbeitskräfte und ausländische Studenten ins Land zu locken, leben derzeit nur ungefähr 2,3 Millionen Ausländer in Japan (Stand: April 2017), was einem Anteil von 1,8% an der Gesamtbevölkerung entspricht.

Japan hat ohnehin eine der niedrigsten Geburtenraten der Welt. Zwar versucht die Regierung seit Jahren, dem Negativtrend mit Maßnahmen wie Betreuungsplätzen für Kinder und Finanzhilfen für Familien entgegenzuwirken, doch die Bemühungen haben angesichts der aktuellen Daten wenig Wirkung gezeigt.

Warum bekommen die Japaner keine Kinder mehr?

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Die Gründe für die niedrige Geburtenrate sind zahlreich: Junge Menschen heiraten immer seltener und uneheliche Kinder oder sogenannte „wilde Ehen“ sind noch immer selten in Japan. Die von langen Arbeitszeiten und Leistungsdruck geprägte Arbeitskultur lässt wenig Raum für private Familienplanung und die gleichzeitig hohe Zahl der Menschen über 65 trägt dazu bei, dass Altersheime überfüllt oder sehr teuer sind. Wer also gleichzeitig arbeiten, seinem Kind eine gute Bildung ermöglichen und nebenbei die alternden Eltern versorgen möchte, der hat mit einem hohen Kosten- und Zeitaufwand zu rechnen, den sich viele schlicht und einfach nicht leisten können.

Auch die wachsende Zahl von Zeitarbeitern und Teilzeitbeschäftigten wirkt sich negativ auf die Geburtenrate aus. Junge Menschen wollen zwar gerne eine Familien gründen und versorgen, aber ohne sicheren Job und ein stetiges Einkommen zögern immer mehr Menschen vor einer Hochzeit oder schieben die Geburt des ersten Kindes hinaus.

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