Immer mehr schwangere Frauen in Japan benötigen vor der Geburt Hilfe, die Zahl hat sich in den vergangenen Jahren auf 8.300 verachtfacht, wie Daten der japanischen Regierung zeigen.
Experten weißen allerdings daraufhin, dass die Erhebung der Regierung nur die Spitze des Eisbergs ist und haben eine neue Bewertungsskala vorgestellt, mit der die Situation einer werdenden Mutter besser beurteilt werden kann, um zu entscheiden, ob sie Hilfe benötigt.
Säuglingssterblichkeit in Japan sehr hoch
2009 wurde in Japan das Kinderschutzgesetz überarbeitet und schwangere Frauen, die zum Beispiel keine Kinderbetreuung haben, als „spezifizierte werdende Mütter“ definiert.
Mit der Überarbeitung zielte die Regierung darauf ab, die Säuglingssterblichkeit, also der Tod eines Neugeborenen innerhalb des ersten Lebensjahres, insbesondere durch Missbrauch, zu verhindern. Die Sterblichkeit ist in Japan immer noch sehr hoch. Als Hauptursache sieht die Regierung ungewollte Schwangerschaften, sowie wirtschaftliche und familiäre Probleme.
In Japan gibt es spezielle Räte, die von den Stadtverwaltungen eingerichtet wurden, die beurteilen, ob eine werdende Mutter Unterstützung benötigt.
Eine schwangere Frau kann so bereits vor der Geburt Hilfe erhalten, zum Beispiel in Form von Beratung durch Krankenschwestern. Die Unterstützung wurde in den vergangenen Jahren immer weiter ausgebaut und das Ministerium für Gesundheit, Arbeit und Wohlfahrt hat die Kommunalverwaltungen dazu verpflichtet, Informationen bereitzustellen.
Einige Städte in Japan haben auch besondere Unterstützung eingeführt, um Kindesmisshandlung nach der Geburt zu verhindern. Die Stadt Akashi zum Beispiel hat einen kostenlosen Lieferdienst für Babyprodukte eingeführt, um Eltern nach der Geburt zu unterstützen und gleichzeitig die Neugeborenen zu überwachen.
Laut den Daten der japanischen Regierung gab es 2009 994 werdende Mütter, die diese Unterstützung bekommen haben, 2020 waren es bereits 8.327.
Neue Standards, um die Lebenssituation von schwangeren Frauen zu beurteilen
Für einen Expertenrat des Ministeriums, der sich aus Geburtshelfern und Gynäkologen zusammensetzt, wird der Anteil der werdenden Mütter, die Hilfe benötigen, im Durchschnitt auf 2,4 Prozent steigen. Also auf weit über 10.000.
Die Gruppe führt diesen Anstieg auf das wachsende Bewusstsein für Probleme für Frauen zurück und argumentiert, dass die aktuellen Zahlen das wahre Ausmaß besser widerspiegelt.
Jedoch bemängelt die Gruppe allerdings auch die Unterschiede bei der Bewertung der Lebenssituation von schwangeren Frauen in Japan.
Einem Bericht aus dem Jahr 2018 zufolge verfügte landesweit etwa die Hälfte aller Gemeinden über keine festgelegten Beurteilungsstandards und in denselben Regionen wurden tendenziell weniger werdende Mütter, die Hilfe benötigen, gemeldet.
Der Expertenrat hat mittlerweile einige Standards definiert, damit problematische Schwangerschaften objektiver bestimmt werden können. Die Kriterien sind das Alter der werdenden Mutter, der emotionale Zustand, ihre psychiatrische Vorgeschichte, die Fähigkeit, mit anderen Menschen auszukommen, die finanzielle Situation, die Wohnsituation, die Beziehung zu den Eltern und dem Partner und ob Freunde vorhanden sind.
Diese sogenannte „Slim-Skala“ soll Einrichtungen, die schwangere Frauen betreuen, ermöglichen, die Lebenssituation besser zu erfassen und so schneller entscheiden, ob eine Frau Hilfe benötigt.