Da aufgrund der Corona-Pandemie viele Japaner zu Hause bleiben, werden Bibliotheken nicht mehr in dem Ausmaß besucht wie vor der Pandemie. In Hokkaido, in der nördlichsten Präfektur Japans wächst durch den neuen Lebensstil die Nachfrage nach E-Books und die Bibliotheken können nun weitere besondere Angebote einrichten.
Im Dezember letzten Jahres wurde in der Bibliothek der Stadt Abashiri der neue Dienst der E-Books eingeführt. Innerhalb eines Zeitraums von drei Monaten stieg die Anzahl der ausleihbaren digitalen Bücher um 10 Prozent. In anderen Gemeinden verdoppelte sich die Zahl der E-Book-Ausleihen im Vergleich zum vorangegangenen Jahr.
Trend der Online-Bibliotheken besonders bei Eltern und Angestellten beliebt
Die Stadtbibliothek Abashiri wirbt für ihre Online-Bibliothek mit dem Slogan: „24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr, überall Bücher lesen.“ Ein Bibliotheksvertreter sagte, dass Bilderbücher zum Vorlesen für Kinder bei Müttern beliebt zu sein scheinen. Die Aozora Bunko, eine japanische digitale Bibliothek, die dem Projekt Gutenberg ähnelt, scheint dagegen bei älteren Menschen sehr gut anzukommen.
Die Bibliothek startete ihren Online-Service am 15. Dezember 2020 mit etwa 2.000 E-Books und steigerte diese Zahl innerhalb von drei Monaten auf etwa 3.000 Bände. Bis zum 6. März registrierten sich 905 Personen für die Online-Ausleihe der Bücher, die Ausleihzahlen lagen bei 2.340. Die Bibliothek stellte fest, dass dies etwas weniger als 10 Prozent der üblichen Ausleihzahlen sind, die sich auf etwa 10.000 pro Monat belaufen.
Im Dezember wurde Hokkaido von einer dritten Welle von Coronavirus-Infektionen heimgesucht, was die Menschen dazu veranlasste, weiter zu Hause zu bleiben. Es wird also vermutet, dass dies der Grund sei, warum das Interesse an elektronischen Bibliotheken gestiegen ist. Insbesondere Mütter, die zu Hause bleiben, beteiligen sich an diesem Trend. Weiterhin nehmen auch viele Angestellte diese Angebote wahr, da sie tagsüber aufgrund ihrer Arbeitszeiten schlechter die Möglichkeit haben, Bibliotheken zu ihren regulären Öffnungszeiten zu besuchen. Nach Angaben der Association for E-publishing Business Solution wurden bis Januar von 143 lokalen Regierungen in ganz Japan elektronische Bibliotheken eingerichtet, darunter fünf Gemeinden in Hokkaido.
Die Stadt Noboribetsu führte im März ebenfalls eine E-Bibliothek ein und die Stadt Obihiro startete am 1. April ebenfalls eine mit einem der größten Bestände an E-Books in der Präfektur.
Im Vergleich zum Vorjahr steigen in vielen Städten die Nutzerzahlen
Auch in anderen Gemeinden Hokkaidos ist die Zahl der Bibliotheksnutzer gestiegen. In der Stadt Kitami stieg die Zahl der registrierten Nutzer von 1.055 (Ende März 2020) auf 1.906 im Februar 2021 und hat sich damit fast verdoppelt. In Hokkaidos Hauptstadt Sapporo wuchs die Zahl der ausgeliehenen Bücher um das 2,3-fache. Dort waren die Bibliotheken im letzten Jahr vorübergehend geschlossen, wodurch die Zahl der Ausleihen zwischen März und Mai mehr als doppelt so hoch ausfiel als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Seitdem ist die Zahl weiterhin monatlich um 30 bis 50 Prozent höher als im Vorjahr.
Als die Stadtbibliothek Tomakomai im Juni letzten Jahres ihre Verfahren für die Ausleihe von E-Books ebenfalls vereinfachte, stieg auch hier die Zahl von 26 Ausleihen im Juni 2019 auf 207 im Juni 2020. Mit ihren Neuerungen gab die Bibliothek der Stadt Tomakomai Nutzern die vereinfachte Möglichkeit, Passwörter ohne einen Besuch vor Ort festzulegen.
Bibliotheken bieten einzigartige Angebote
Zu den Vorteilen von Online-Bibliotheken für Kommunen gehört, dass sie keine Räumlichkeiten für die Lagerung von Büchern benötigen. Außerdem können sie Anschaffungskosten sparen, indem sie kostenlose E-Books von Aozora Bunko verwenden, deren Urheberrechte abgelaufen sind.
Durch die Umstellung können manche Bibliotheken ihren Besuchern sogar ganz besondere Dienstleistung anbieten und Leser anlocken: Die Stadt Teshio z. B. ist eine Kooperation mit einem US-amerikanischen Online-Bibliotheksdienst eingegangen, wodurch sie ihr englischsprachiges Angebot ausbauen konnte. Die Stadt Sapporo bietet E-Books zu bestimmten Themen an, wie z. B. „Sesselreisen“.
„Die Genres, in denen mehr E-Books ausgeliehen wurden, wie z. B. Computer und Kochen, spiegeln genau die Nachfrage der Daheimgebliebenen wider“, sagt Takao Asano, Leiter der Ausleihabteilung der städtischen Zentralbibliothek Sapporo, einem Pionier der Online-Bibliotheken in Hokkaido. „Ich denke, das Coronavirus hat viele Menschen dazu gebracht, die Vorzüge von E-Books zu erkennen, die man auch unterwegs lesen kann.“